Bottrop: Wasserprojekte dank Städtebau

Ganzheitlich, nachhaltig und kooperativ: 50 Jahre Städtebauförderung in Deutschland

Bottrop. Städtebau und Wasserwirtschaft – an der Emscher sind diese Themen untrennbar miteinander verbunden. Zum „Tag der Städtebauförderung“ an diesem Samstag, 8. Mai, blicken die Emschergenossenschaft und die Stadt Bottrop auf erfolgreich umgesetzte Projekte wie den BernePark und das Blaue Klassenzimmer am Kirchschemmsbach zurück.

Es ist nur ein kleiner Vorgeschmack – denn das Erreichen der Abwasserfreiheit in der Emscher Ende dieses Jahres wird die städtebauliche Transformation dieser Region noch stärker befördern. Der Strukturwandel ist nicht beendet, er beginnt gerade erst!

Der Umbau des Emscher-Systems, der neben wasserwirtschaftlichen Effekten auch erheblichen städtebaulichen Einfluss auf das Ruhrgebiet hat, steuert aktuell auf sein großes Finale zu. Die letzten Arbeiten an Pumpwerken, Kläranlagen und Abwasserkanälen laufen – ab Ende 2021 soll kein ungereinigtes Abwasser mehr offen in die Emscher eingeleitet werden.

Saubere Gewässer bieten reichlich Entwicklungspotenzial links und rechts der Ufer: „Dank der Förderung von Bund und Land sind in den vergangenen Jahren bereits viele nachhaltige und kooperative Projekte umgesetzt worden. Ohne die gute Zusammenarbeit mit den politischen Akteuren und den Menschen vor Ort wäre das aber nicht gelungen“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. „Gewässer schaffen Impulse für die ökologische, landschaftliche und städtebauliche Entwicklung der Region. Sie leisten einen erheblichen Beitrag zur Ökonomie und Gesundheit und tragen so zur Steigerung der Lebensqualität der Menschen in den Quartieren bei“, so Paetzel weiter.

Gemeinsam (stark) für die Emscher
Die sondergesetzlichen Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband setzen bei der Durchführung ihrer Aufgaben auf Kooperationen und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit ihren Mitgliedern, auf bürgerschaftliche Initiativen sowie auf die Zusammenarbeit mit Behörden und Ministerien. So entstand im Emscher-Gebiet die Städtebaukooperation „Gemeinsam für das Neue Emschertal“. Mit den Mitteln aus dem Topf der Kooperationen realisiert die Emschergenossenschaft seit über 15 Jahren Maßnahmen zur besseren Erlebbarkeit der Gewässer und technischen Anlagen wie Pegelmessstellen oder Pumpwerken.

BernePark und Blaues Klassenzimmer am Kirchschemmsbach
Ein Industriedenkmal der besonderen Art: Fast vierzig Jahre wurden im BernePark Abwässer geklärt, dann wurde die Anlage mit den beiden kreisrunden Becken und dem Maschinenhaus stillgelegt und geriet fast in Vergessenheit. Dank der gemeinsamen Anstrengungen von Emschergenossenschaft, Stadt Bottrop, Stadtteilbüro, Land NRW, Kulturschaffenden und interessierten Bürgern ist aus der ehemaligen, unzugänglichen Kläranlage eine für die Bevölkerung offene Parkanlage entstanden. Die umgebauten Klärbecken, das Maschinenhaus, Lichtinstallationen und „dasparkhotel“ als ungewöhnliches Übernachtungsangebot sorgen für eine attraktive Begegnungsmöglichkeit im Stadtteil.

Zusammen mit der Stadt Bottrop hat die Emschergenossenschaft am Kirchsschemmsbach im  Stadterneuerungsgebiet Innovation City ein Blaues Klassenzimmer entwickelt. Die Planung fand unter aktiver Beteiligung der Bottroper Bürgerinnen und Bürger und vor allen Dingen mit zahlreichen Kindern der Rheinbabenschule statt. Viele ihrer Wünsche und Anregungen konnten verwirklicht werden. So sind in die Steinquader Signaturen der Tiere und Pflanzen eingelassen, Signalpfosten gestaltet worden und ein Balkon auch für bewegungseingeschränkte Personen geschaffen worden. Den Unterricht unter freiem Himmel erleben Kinder und Jugendliche seit 2020 direkt am Kirchschemmsbach. „Welche Tiere leben denn eigentlich im Kirchschemmsbach?“

Hintergrund: 50 Jahre Städtebauförderung
Im Jahr 2021 begehen Bund, Länder und Kommunen gemeinsam das Jubiläum „50 Jahre Städtebauförderung“. Als Gemeinschaftsaufgabe ist die Städtebauförderung eine zentrale Säule der Stadtentwicklungspolitik des Bundes. Seit 1971 hat der Bund ca. 19,3 Milliarden Euro investiert. 2021 sind erneut 790 Mio. Euro Bundesmittel vorgesehen.

Hintergrund: „Gemeinsam für das Neue Emschertal“ und „Gemeinsam an der Lippe“
Um städtebauliche und wasserwirtschaftliche Maßnahmen in den Quartieren miteinander zu verknüpfen und so zur Verbesserung der Lebensqualität beizutragen, sind Emschergenossenschaft und Lippeverband 2006 eine Kooperation mit dem Land NRW eingegangen. Dank dieser Zusammenarbeit können Projekte zur Erlebbarkeit von Gewässern wie der Bau von Blauen Klassenzimmern und die Errichtung von Rast- und Aufenthaltsplätzen realisiert werden. Die Maßnahmen, die im Rahmen der Kooperationen „Gemeinsam für das Neue Emschertal“ und „Gemeinsam an der Lippe“ umgesetzt werden, werden zu 80 Prozent mit Städtebaufördermitteln gefördert. 

Mehr zu der Kooperation „Gemeinsam für das Neue Emschertal“:

https://www.eglv.de/emscher/gemeinsam-fuer-das-neue-emschertal/ 

Emschergenossenschaft und Lippeverband
Emschergenossenschaft und Lippeverband sind öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaftsunternehmen, die effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringen und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip leben.

Die Aufgaben der 1899 gegründeten Emschergenossenschaft sind unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie der Hochwasserschutz. Der 1926 gegründete Lippeverband bewirtschaftet das Flusseinzugsgebiet der Lippe im nördlichen Ruhrgebiet und baute unter anderem den Lippe-Zufluss Seseke naturnah um. 

Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit den Emscher-Kommunen das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,38 Milliarden Euro investiert werden. www.eglv.de