Dürremanagement

im Emscher-und Lippe-Einzugsgebiet

Niedrigwasser und Trockenfall: Auswirkung auf die Gewässer in unseren Einzugsgebieten

Die Trockensommer in den vergangenen Jahren haben neben Starkregen und Hochwasser ein weiteres klimawandelbedingtes Wasserextrem ins Bewusstsein gerückt: extremes Niedrigwasser und Austrocknung von Oberflächengewässern.

Auch in der Emscher-Lippe-Region werden laut Vorhersagen in den kommenden Jahren verstärkt extreme Wetterereignisse auftreten wie z. B. intensivere lokale Niederschläge im Wechsel mit Trocken- und Hitzeperioden, die erhebliche Herausforderungen für die Wasserwirtschaft darstellen. Eine innerjährliche Umverteilung der Niederschläge ist bereits mit wasserwirtschaftlichen Daten belegbar. Die Hitzesommer haben gezeigt, dass Trockenperioden in der Region über viele Monate und kurz aufeinander folgend auftreten können und nachweislich negative Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel, die Wasserführung und die Gewässerökologie haben.

Anders als bei Hochwasser- und Starkregenereignissen sind die angerichteten Schäden weniger sichtbar und unmittelbar, können aber ebenfalls erhebliche negative Wirkungen entfalten und haben ein großes Schadenspotenzial. Die durch Niedrigwasser und Austrocknung verursachten Beeinträchtigungen betreffen vor allem Trinkwasserversorgung, Landwirtschaft, Fischerei, industrielle Kühlwassernutzung, Schifffahrt, Gewässerökologie, Naturerlebnis, Freizeit und Gesundheit.

Trockenperioden können nachweislich negative Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel, die Wasserführung und die Gewässerökologie haben.

Dürremanagement bei EGLV

Ein Dürremanagement-Aktionsplan für Emscher und Lippe

Durch einen Dürremanagement-Aktionsplan für die Einzugsgebiete von Emscher und Lippe werden Risiken, Zusammenhänge und Handlungsoptionen aufgezeigt, um ein Bewusstsein für die gesellschaftliche Relevanz des Themas zu schaffen und eine effektive Maßnahmenplanung und -umsetzung vorzubereiten.

Der Dürremanagement-Aktionsplan sieht die folgenden fünf Handlungsfelder in der Bewirtschaftung der Gewässer und Anlagen bei EGLV vor:

1. Maßnahmenbedarf rechtzeitig erkennen

Um ein effizientes Konzept für Niedrigwasservorsorge und -management für das Emscher- und Lippe-Gebiet zu erstellen, bedarf es einer soliden Datenbasis. Vor allem während Dürreperioden dient das Niedrigwassermonitoring dazu, einen Überblick über den Zustand der EGLV-Gewässer zu erhalten, um daraus die Vulnerabilität (d. h. Verletzbarkeit) der Gewässer und Grundwasserkörper in unserem Verbandsgebiet zu identifizieren.

Der Dürremonitor
Der Dürremonitor wird einen tagesaktuellen Überblick über die Niedrigwasser- und Trockenfallsituation an unseren Gewässern ermöglichen. Neben Trockenfallsensorik in den Gewässern und Beobachtungen durch die EGLV-Beschäftigten, wird ein bürgerwissenschaftliches Projekt Kern der Datenerhebung für den Dürremonitor. Auf diese Weise werden wir im Akutfall in der Lage sein, möglichst schnell und abgestimmt zu reagieren.

Niedrigwasserrisikoanalyse
Einem besonders hohen Risiko für wirtschaftliche oder ökologische Schäden im Niedrigwasserfall sind vor allem Gewässerabschnitte ausgesetzt, die

  • besonders häufig Niedrigwasser führen bzw. trockenfallen,
  • einer hohen Belastung durch Einleitungen ausgesetzt sind,
  • durch eine nicht naturnahe Gewässerstruktur eine geringe Resilienz (d. h. Widerstandsfähigkeit und Erholungspotenzial) aufweisen,
  • für die mengenmäßig relevante Wasserentnahmeerlaubnisse vorliegen oder eine Zunahme von Anträgen abzusehen ist und
  • bei denen ein andersartiges hohes Nutzungsinteresse besteht (z. B. Wohnen, Naherholung, Naturschutz).

Darüber hinaus werden auch weitere Daten wie Niederschlag, Bodenfeuchte, Temperatur, Grundwasserstände, Gewässerpegel und Sonnenstunden in einer Geodatenbank ausgewertet und in die Risikoabschätzung einbezogen. So entsteht eine Niedrigwasserrisikokarte, die bei der Priorisierung von vorsorgenden Maßnahmen unterstützt.

Klimafolgenmonitoring
Mit Hilfe des Klimawandelfolgenmonitorings werden die Auswirkungen von Niedrigwasser und Trockenheit auf die Gewässerökologie bei EGLV ermittelt. Dazu wurden im Frühjahr 2023 an insgesamt 14 Standorten biologische und chemische Probenahmen durchgeführt. Der Dürremonitor sowie die Niedrigwasserrisikoanalyse werden helfen, diese Beobachtungen zu interpretieren und die Effektivität von Renaturierungsmaßnahmen zu bewerten.

2. Maßnahmen präventiv, nachhaltig und langfristig planen

Die Niedrigwasservorsorge umfasst eine ganzheitliche präventive Maßnahmenplanung, um die Entstehung von Niedrigwasserereignissen und deren Auswirkungen im Vorfeld zu minimieren.

Maßnahmen im Gewässer
Auch in Deutschland gehören Fließgewässer, die natürlicherweise regelmäßig längere Zeit austrocknen zur natürlichen Gewässervielfalt. Mit den richtigen „Requisiten“ (z. B. Totholz, tiefere Bereiche, Beschattung etc.) können auch diese extremen Lebensräume durchaus artenreich besiedelt und ökologisch wertvoll sein. Mit diesem Wissen können folgende Maßnahmen aus der Natur abgeleitet werden:

  • Gewässer und ihre direkte Umgebung naturnah gestalten
  • Temperatur regulieren: Beschattung durch Vegetation, dort wo es möglich ist und andere Wärmeeinträge vermindern
  • Rückzugsorte schaffen: Totholz und Falllaub, dort wo es möglich ist, im Gewässer belassen
  • Verbesserung der Gewässerstruktur: Dynamische Gewässer führen mehr Sauerstoff und sind in der Regel deutlich kühler.
  • Wasserqualität im Gewässer und Grundwasser verbessern: Gewässerrandstreifen anlegen, weniger Düngemitteleinsatz, Wasserqualität von Einleitungen verbessern


Maßnahmen in Stadt und Landschaft

Um resilienter gegenüber den Folgen des Klimawandels zu werden, müssen nicht nur an den Gewässern selbst, sondern im gesamten Flussgebiet Maßnahmen umgesetzt werden. Essenziell ist der Rückhalt von Regenwasser und Hochwasser in den Böden und im Grundwasser (Grundwasserneubildung) durch möglichst naturbasierte Maßnahmen:

  • Renaturierung von Flussauen
  • Flächenentsiegelung und die Anlage von Versickerungsflächen in der Stadt
  • naturnah angelegte Regenrückhaltebecken mit multifunktionaler Nutzung
  • Wiedervernässung von Mooren und Feuchtwiesen

Darüber hinaus können individuelle technische und digitale Lösungen eingesetzt werden. Insgesamt ist eine Regionalplanung (analog zum Hochwasser- und Starkregenschutz) anzustreben.

3. Maßnahmen im Akutfall ergreifen

Niedrigwassermanagement ist darauf ausgerichtet, akute Schäden während eines Niedrigwassers, z. B. durch Steuerungs- und Bewirtschaftungsmaßnahmen, zu minimieren. Dazu werden wir gewässer-individuelle Notfallpläne unter Beteiligung aller relevanten Stellen verbindlich abstimmen, die u. a. Folgendes regeln:

  • die Vorgehensweise im Falle einer akuten Gefahr für ein Gewässer (z. B. bei Sauerstoffmangel, Fischsterben, Blaualgenblüte),
  • die Art, wie die siedlungswasserwirtschaftliche Infrastruktur auf Flussgebietsebene koordiniert zu nutzen ist (z. B. Überleitungen, Pumpketten usw.),
  • Grenzwerte und konkrete Vorgaben zur Umsetzung eines effektiven Entnahme- und Einleitungsmanagements (z. B. Kühlwasserentnahmen und -einleitungen),
  • Überwachung und konsequente Durchsetzung von Nutzungsbeschränkungen,
  • Kontaktlisten, Meldeketten und Krisenstäbe,
  • Vorgaben und Vorlagen für die Information der Öffentlichkeit.

4. Maßnahmen frühzeitig kommunizieren

Niedrigwasservorsorge und -management sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben und können nur gelingen, wenn Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Sektoren zusammenarbeiten. Transparente Kommunikation mit allen Beteiligten ist dabei essenziell.

5. Maßnahmen effizient koordinieren

Für eine möglichst effiziente Umsetzung der genannten Aktionsfelder ist die Einordnung in den politischen und gesetzlichen Kontext erforderlich. Bislang ist dieses Thema – anders als Hochwasser und Starkregen – in der Wasserwirtschaft noch vergleichsweise neu und bedarf eigener Regelungsinstrumente sowie einer guten Abstimmung zwischen den handelnden Einrichtungen.

Nationale Wasserstrategie

Selbst aktiv werden

und die Region stark fürs Klima machen!

Was kann ich als Hausbesitzer*in/Grundstückseigentümer*in tun, um gut durch Zeiten mit wenig Niederschlag zu kommen?

  • Entsiegelung (z. B. der Garagenzufahrt oder von Wegen)
  • Dachbegrünung (hierzu gibt es auch ein Förderprogramm der Emschergenossenschaft als Teil der Zukunftsinitiative Klima.Werk, durch das Sie 50 €/m² pro begrünte Dachfläche erhalten können: Gründachförderung in der Emscher-Region
  • Fassadenbegrünung von Haus- oder Garagenflächen
  • Schaffen von gezielten Versickerungssystemen wie Mulden- oder Rigolen-Systemen
  • Regenwassernutzung

Wie kann ich als Mieter*in dazu beitragen, dass meine Stadt gut durch Zeiten mit wenig Niederschlag kommt?

Stadtbäume wässern: Wie geht es den Bäumen in meiner Stadt während Hitzeereignissen? Kann ich mir vorstellen, eine Patenschaft für einen Baum zu übernehmen und diesen regelmäßig zu wässern? Informieren Sie sich auf der Webseite Ihrer Stadt, um Baumpat*in zu werden. Vielleicht können Sie sogar, wie in Essen und Gelsenkirchen, Wasser vom Dach Ihres Hauses in einem Container sammeln und mit dem gesammelten Wasser nahegelegene Straßenbäume wässern.

Projekt Giesskannenheld*innen

Mach mit und werde Bachbeobachter*in

Die vergangenen Trockensommer haben neben dem Thema Starkregen und Hochwasser ein weiteres, klimawandel-Wasser-Extrem ins Bewusstsein gerückt: extremes Niedrigwasser und Austrocknung von Oberflächengewässern.

Eine möglichst flächendeckende und zeitlich durchgängige Kenntnis über die Niedrigwassersituation aller Bäche während einer Dürreperiode ist essenziell für ein effektives Flussgebietsmanagement. Mit unserem Citizen Science-Projektpartner CrowdWater wollen wir Sie einladen, mit uns gemeinsam aktiv zu werden. Melden Sie mit der CrowdWater-App trockene Bäche oder den Wasserstand bei Überschwemmungen.

KliMaWerk.Wasser:Landschaft

Im vom BMBF geförderten Forschungsprojekt KliMaWerk werden die hydrologischen und ökologischen Wirkungen von Maßnahmen untersucht, die Gewässer und den Landschaftswasserhaushalt gegenüber den Extremen Starkregen und Dürre stärken. Wie entwickelt sich der Grundwasserstand und der Abfluss im Gewässer, welche Auswirkungen auf die Biologie ergeben sich und welche weiteren Effekte z. B. für die Landwirtschaft oder Wasserversorgung können erzielt werden? Der ganzheitliche Blick richtet sich auf Wirkungen von Maßnahmen im ländlichen und urbanen Raum und schließt Stakeholder in den Forschungsprozess ein. Die Ergebnisse fließen direkt in das Dürremanagement von EGLV ein. Langfristige Strategien und Maßnahmen können so auf einer fundierten wissenschaftlichen Basis praktisch umgesetzt werden, um die Folgen von langanhaltenden Trockenperioden abzumildern und einen Mehrwert für Mensch und Umwelt zu schaffen.

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