Die Lippe bei Haus Vogelsang. Foto: Rupert Oberhäuser/EGLV

Programm Lebendige Lippe

Der Umbau von Wasserläufen im Lippe-Gebiet

Die Grundlage: Europäische Wasserrahmenrichtlinie

Ganzheitliche Betrachtung von Gewässern

Mit der Europäischen Wasserrahmenricht­linie (EU-WRRL) wird nicht nur ein „guter Zustand“ für alle Gewässer in den Mitgliedsstaaten der EU bis zum Jahr 2027 gefordert. Seit Inkrafttreten der Richtlinie im Jahr 2000 ist auch die ganzheitliche Betrachtung von Fluss-Einzugsgebieten Allgemeingut geworden. Danach ist der gesamte Fluss von der Quelle bis zur Mündung als Einheit zu sehen. Maßnahmen, die an irgendeiner Stelle des Gewässersystems zu Veränderungen führen, wirken sich auch in anderen Teilen des Einzugsgebiets aus.

Ein „guter Zustand“ der Fließgewässer – dies bedeutet, dass man dort die Fische, Kleinlebewesen und Pflanzenarten findet, die natürlicherweise in nahezu unbeeinträchtigten Gewässern leben. Voraussetzung dafür ist zunächst eine gute Wasserqualität durch lückenlose Abwasserbehandlung nach dem Stand der Technik. An der Lippe ist sie durch den Ausbau der Kläranlagen in den vergangenen Jahrzehnten größtenteils erreicht.

Eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Lippe zu einem lebendigen Gewässer spielt darüber hinaus die Verbesserung der Gewässerstrukturen. Naturnahe Gewässerstrukturen bieten vielfältige Lebensräume für die typischen Gewässerpflanzen und -tiere im und am Wasser. Die Lippe ist ein sogenanntes Gewässer erster Ordnung und steht damit im Eigentum des Landes NRW. Zwischen der Mündung der Lippe in den Rhein und Lippborg führt der Lippeverband die Maßnahmen zur ökologischen Entwicklung der Lippe im Auftrag des Landes durch.

Die Maßnahmen zur Entwicklung erfolgen – weil die Lippe ein Landesgewässer ist – mit Mitteln des Landes als Teil des Programmes Lebendige Gewässer. Mit dem Programm Lebendige Gewässer werden die Maßnahmen der Wasserrahmenrichtlinie im Land NRW umgesetzt.

Programm "Lebendige Gewässer"

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durch das

Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW

Die Lippe

Naturraum mit Zukunft

In dieser Naturdokumentation werden die unbekannten Seiten der Lippe gezeigt.

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Uferentfesselungen sind ein wichtiges Werkzeug

Ein Tieflandfluss wie die Lippe ist von Natur aus breit und flach. Tatsächlich hat sich die Lippe als Folge der massiven Uferbefestigungen dagegen oft tief in den Untergrund eingeschnitten. Daher ist der Rückbau von Uferbefestigungen aus den 1950er- bis 1970er-Jahren durch „Uferentfesselung“ ein wichtiges Instrument, um wieder naturnahe und vielfältige Uferstrukturen zu schaffen. Eine Verbreiterung des Gewässerprofils und eine Anhebung der Sohle sind vielfach möglich. Letztlich geht es darum, der Lippe den im Laufe früherer Jahrzehnte verlorenen Raum wieder zurückzugeben, damit sie sich soweit wie möglich eigendynamisch entwickeln und mit ihrer Aue vernetzen kann.

Durchgängigkeit wieder herstellen

Durch die Schaffung von Auen, die mit dem Gewässer eng vernetzt sind und schon bei leicht erhöhten Wasserständen überflutet werden, wird ein funktionierendes Fluss-Auen-Ökosystem besonders gefördert: Wenn sich der Fluss wieder in seine Aue ausdehnen kann und wechselfeuchte Uferbereiche entstehen, siedeln sich dort standorttypische Tier- und Pflanzenarten an, die auf solche Lebensräume angewiesen sind. Auch einige Fischarten profitieren von häufigeren Überflutungen. Auf diesem Weg wird also die Artenvielfalt erheblich gesteigert. Außerdem werden zusätzliche Retentionsräume zur Dämpfung von Hochwasserspitzen geschaffen.

Daneben ist es notwendig, die Lippe und die Mündungen ihrer Nebenläufe wieder durchgängig zu machen, damit zahlreiche Tierarten sich im Flusssystem ausbreiten können. Weil die Beseitigung von Wehren teilweise nicht möglich ist, sind Fischauf und -abstiege unverzichtbar. Hier wurde an der Lippe bereits sehr viel erreicht.
Laufende Untersuchungen werden zeigen, ob und wo Optimierungen von Fischauf­stiegen an Wehren oder auch ein Neubau erforderlich sind.

Die Entstehung einer „neuen Lippe“ erfordert dabei eine sorgfältige Planung, Flächenerwerb mit Weitsicht und einen Ausgleich unterschiedlicher Interessen. Die Umsetzung der Projekte muss Schritt für Schritt, jedoch eng miteinander verzahnt erfolgen.

Abgeschlossene Projekte

Der Weg zur neuen Lippe

Der Weg zu einer „neuen Lippe“, die mehr ist als ein bloß funktionaler Industriefluss, hat bereits vor Jahrzehnten begonnen:

Lippe-Auenprogramm

Bereits in den 1990er-Jahren wurde das Lippe-Auenprogramm aufgelegt, welches anfangs vor allem durch „Uferentfesselungen“ auf verfügbaren Gewässerrandstreifen umgesetzt wurde. Dabei entfernte man Flussbausteine, die zur Sicherung der Ufer eingebaut waren, und verwendete sie für eine Anhebung der Sohle oder die Gestaltung von kleinen Inseln im Fluss. So kamen im Laufe von rund 25 Jahren insgesamt 60 Kilometer entfesselte Lippe-Ufer zusammen. Parallel dazu wurden Planungen für große Renaturierungsmaßnahmen aufgenommen und die Beschaffung der dafür erforderlichen Flächen vorangetrieben.

LIFE-Projekt Lippe-Aue Hamm

Als erstes großflächiges Renaturierungsprogramm an der mittleren Lippe wurde im Jahr 2005 das LIFE Projekt Lippe-Aue in Hamm gestartet. Bis 2015 konnten Lippeverband und Stadt Hamm auf 615 Hektar im östlichen Stadtgebiet eine ausgedehnte Auenlandschaft neu entwickeln. Durch zahlreiche Einzelmaßnahmen wurde der Fluss wieder an die Aue angebunden. Dazu hat man z. B. Blänken und Altarme reaktiviert und Feuchtwiesen angelegt, landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen wurden umgewandelt in extensiv genutzte Flächen, die nur noch gemäht werden oder zu Weidezwecken dienen. Auch das Naturerlebnis kam nicht zu kurz: Es entstand ein Aussichtsturm am Rand der Aue und am Schloss Oberwerries installierte der Lippeverband die Lippe-Fähre „LUPIA“ Mit dem LIFE Projekt kehrten die Störche zurück, die seitdem regelmäßig in den Lippe-Wiesen brüten.

Neue Lippe-Mündungsaue bei Wesel

Am Unterlauf der Lippe ist seit 2009 die neue Lippe-Mündung bei Wesel mit einer ausgedehnten Aue kurz vor dem Rhein angelegt und 2014 fertig gestellt worden. Im Zuge der knapp fünfjährigen Bauzeit entstand durch Bodenabtrag beiderseits der 2,5 Kilometer langen neuen Gewässertrasse eine 142 Hektar große Flusslandschaft mit zahlreichen wechselfeuchten Flächen, die je nach Wasserstand der Lippe beziehungsweise des Rheins überschwemmt sind oder trocken fallen – bereits heute ein Eldorado für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Schon im Sommer 2016 konnten in der Weseler Lippe-Aue 595 Tierarten und 425 pflanzliche Spezies bestimmt werden.

Fluss- und Auenentwicklung Haus Vogelsang

Auf einem rund fünf Kilometer langen Abschnitt zwischen Datteln-Ahsen und Olfen ist eine neue Lippe-Aue am ehemaligen Adelssitz Haus Vogelsang entstanden. Hier wurde die Lippe im Projektgebiet nach dem Leitbild eines Tieflandflusses naturnah gestaltet – neue Auenstrukturen sind entstanden. Der Fluss wurde flacher und breiter, ehemalige Altarme wurden an den Hauptlauf angebunden und in einer Flussverbreiterung ist eine Insel entstanden. Durch Bodenabtrag an den Ufern wurden tiefer gelegte sogenannte Sekundärauen näher an die Lippe herangebracht. Die engere Verbindung zwischen Fluss und Aue sorgt für häufigere Überflutungen der Uferbereiche und ist somit sehr attraktiv als Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Im oberen Abschnitt entstand neben Steilufern, Sandbänken und Flutrinnen auch eine neue Flussschlinge, die sich seit dem Bauende 2019 eigendynamisch verändert und ihr Profil aufgeweitet hat. In diesem Abschnitt sind unter Wasser auch Mergelplatten und an den Ufern kleinere Mergelbänke zu erkennen.

Impressionen von der Lippe bei Haus Vogelsang in Datteln/Olfen

Lippe bei Haus Vogelsang im August 2019. Foto: EGLV
Lippe bei Haus Vogelsang im August 2019. Foto: EGLV
Lippe bei Haus Vogelsang im August 2019. Foto: EGLV
Lippe bei Haus Vogelsang im August 2019. Foto: EGLV
Lippe bei Haus Vogelsang im August 2019. Foto: EGLV
Lippe bei Haus Vogelsang im August 2019. Foto: EGLV
Lippe bei Haus Vogelsang im August 2019. Foto: EGLV
Lippe bei Haus Vogelsang im August 2019. Foto: EGLV
Lippe bei Haus Vogelsang im August 2019. Foto: EGLV

Tauchfilm: Impressionen von der Lippe bei Haus Vogelsang

Dieser Tauchfilm entstand im Rahmen des biologischen Monitorings der Renaturierung der Lippe bei Haus Vogelsang. Die Aufnahmen sind rund 2,5 Jahre nach Bauende entstanden und zeigen die neue, noch wenig besiedelte Sohle, erste Tiere und Pflanzen dort und den aufkommenden sogenannten Pionier-Bewuchs auf den Ufern. Gut zu erkennen sind vor allem auch die naturnahen Strukturen im Flussprofil und die vielfältige Landschaft in die er eingebettet ist. Die Tauchgänge und die zugehörigen Überwasser-Aufnahmen sollen über mehrere Jahre wiederholt werden und die Veränderungen in der neuen Lippe-Schleife und angrenzend unter Wasser und aus der Luft dokumentieren.

Mündung Dattelner Mühlenbach

Ein drittes, kleineres Renaturierungsprojekt schließt sich östlich an das Projektgebiet Haus Vogelsang an: Die Mündung des Dattelner Mühlenbachs in die Lippe wird naturnah umgestaltet. Damit wird hier nicht nur die ökologische Verbesserung des Mühlenbachs, der vor kurzem noch ein offener Schmutzwasserlauf war erreicht. Durch die starke Aufweitung des Mündungsbereiches wird außerdem auf rund 200 Metern Länge das linksseitige Lippe-Ufer zu einer naturnahen Aue umgestaltet. Die Arbeiten wurden abgeschlossen.

Impressionen vom Dattelner Mühlenbach

Der Dattelner Mühlenbach kurz nach Bauende im September 2018 - vor dem Umschluss des Bachwassers in den neuen Lauf. Foto:: EGLV
Der Dattelner Mühlenbach kurz nach Bauende im September 2018 - vor dem Umschluss des Bachwassers in den neuen Lauf. Foto:: EGLV
Der Dattelner Mühlenbach kurz nach Bauende im September 2018 - vor dem Umschluss des Bachwassers in den neuen Lauf. Foto:: EGLV
Der Dattelner Mühlenbach kurz nach Bauende im September 2018 - vor dem Umschluss des Bachwassers in den neuen Lauf. Foto:: EGLV
Der Dattelner Mühlenbach kurz nach Bauende im September 2018 - vor dem Umschluss des Bachwassers in den neuen Lauf. Foto:: EGLV
Der Dattelner Mühlenbach kurz nach Bauende im September 2018 - vor dem Umschluss des Bachwassers in den neuen Lauf. Foto:: EGLV
Der Dattelner Mühlenbach kurz nach Bauende im September 2018 - vor dem Umschluss des Bachwassers in den neuen Lauf. Foto:: EGLV
Der Dattelner Mühlenbach kurz nach Bauende im September 2018 - vor dem Umschluss des Bachwassers in den neuen Lauf. Foto:: EGLV

Aktuelle Projekte

Neue "Hot Spots" an der Lippe

2017 wurde zwischen dem Land NRW und dem Lippeverband eine Rahmenvereinbarung zur Durchführung der Gewässerunterhaltung und von Gewässerausbaumaßnahmen der Lippe im Lippeverbandsgebiet abgeschlossen. Auf dieser neuen Grundlage setzt der Lippeverband unter dem Namen Programm Lebendige Lippe die mit dem Land abgestimmten Gewässerentwicklungsmaßnahmen weiter um. Derzeit laufen drei dieser Renaturierungsprojekte am Mittel- und Unterlauf der Lippe.

Deichbau-Projekt HALIMA

Auf 5,6 Kilometern Länge erneuert der Lippeverband seit Juli 2016 seine Hochwasserschutzdeiche in Haltern-Lippramsdorf und Marl (HaLiMa). Die bestehenden Deiche am Nord- und Südufer der Lippe werden durch neue, zurückverlegte Dämme ersetzt. Die neuen Deiche werden ebenfalls bis zu 14 Meter hoch sein, aber sanfter ansteigen als die alten. Zudem gewinnt die Lippe eine Auenfläche von rund 60 Hektar. Im Bereich HaLiMa wird der Fluss nach Abschluss der Bauarbeiten wesentlich flacher und breiter sein als heute. Mit dem Neubau der Hochwasser-Schutzdeiche stellen wir den Hochwasserschutz in der Region langfristig auf eine solide Grundlage.

Die Arbeiten an der Baustelle für die neue Lippeaue schreiten zügig voran: Zwischen Oelder Weg und dem Pumpwerk Große Mersch wurde der Deich auf einer Länge von rund 1,2 Kilometern zurückgebaut und das Material im Bereich des Pumpwerkes Große Mersch in die neu zu gestaltende Aue eingebaut. Gleichzeitig entsteht auf Höhe des Pumpwerkes ein Behelfsdamm, der die zukünftige Aue in eine östliche und westliche Hälfte teilt. Nach Fertigstellung der Aue im westlichen Teil kann diese im Herbst geöffnet und durch die Lippe überflutet werden. Der Behelfsdamm sorgt dann dafür, dass das Baufeld im östlichen Bereich weiterhin trocken bleibt.

Im östlichen Bereich wird das Pumpwerk Große Mersch anschließend zurückgebaut, da es sich inmitten der neuen Auenlandschaft der Lippe befindet. Nach Herstellung der neuen Auenflächen kann der Behelfsdamm zurückgebaut und auch der östliche Teil der neuen Lippeaue für den Fluss geöffnet werden. Die Gesamtbaumaßnahme soll Ende 2024 abgeschlossen werden.

Impressionen vom Deichbauprojekt

Pumpwerk Marl Bonenkamp. Fotos: EGLV
Deichrückverlegung Nord II. Fotos: EGLV
Aue im Bereich Nord II mit Blick nach Osten: Fotos: EGLV
Deichanschluss Bauabschnitt Nord I, Bereich Schacht Auguste Victoria. Fotos: EGLV
Bauabschnitt Nord I aus Blickrichtung vom Oelder Weg in Richtung Osten. Fotos: EGLV
Bauabschnitt Nord I und zukünftiger Auenbereich am Pumpwerk Haltern-Meinken. Fotos: EGLV
Bauabschnitt Nord II mit Blick nach Westen und Auslauf Druckrohrleitung. Fotos: EGLV

Erlebensraum Lippeaue Hamm

Ende 2018 startete der Lippeverband gemeinsam mit der Stadt Hamm die bauliche Umsetzung des aktuell größten Umwelt- und Naturschutzprojektes in Hamm – den Erlebensraum Lippeaue. Das 195 Hektar große Projektgebiet umfasst einen rund fünf Kilometer langen Abschnitt der Lippe. Das gemeinsame Projekt der Stadt Hamm und des Lippeverbandes wurde gefördert durch Mittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und über die Wasserrahmenrichtlinie des Landes NRW.

Mit einem großen Familienfest wurde im Juni der Erlebensraum Lippeauen von Prof. Dr. Uli Paetzel, Technik-Vorstand Dr. Frank Obenaus, Oberbürgermeister Marc Herter und NRW-Umweltminister Oliver Krischer feierlich eröffnet. Der sanierte Radweg von der Münsterstraße bis zur Unterführung der Bahnlinie wurde für die Öffentlichkeit frei gegeben.

Mündung Schermbecker Mühlenbach

Der Ende 2021 begonnene Umbau des unteren Schermbecker Mühlenbaches wurde 2022 fertiggestellt. Die für die Flussauen wichtige Nebengewässer-Einmündung ist naturnah und fischdurchgängig umgestaltet. Am Lippe-Ufer wurden Wasserbausteine entfernt, so dass sich die Flächen nun natürlich entwickeln und Pflanzenarten wie Röhrichte und Auengehölze ausbreiten können.

Renaturierung Werne – Bergkamen

Das Projekt Lippe-Renaturierung Lünen-Beckinghausen – Werne umfasst einen insgesamt rund 11 Kilometer langen Flussabschnitt der Lippe, der zur Beschleunigung des Verfahrens und der baulichen Umsetzung in zwei Abschnitte geteilt wurde. Die Lippe soll auf dieser bisher rund drei Kilometer langen Gewässerstrecke um etwa 1,2 Kilometer verlängert werden. Im Vorfeld des eigentlichen Projekts wurde bereits 2011 am Wehr Werne ein Fischaufstieg angelegt, um die Durchgängigkeit der Lippe für Fische und Wasserorganismen aller Art wiederherzustellen.

Weitere Planungen

Entwicklung benötigt Vorlauf

Die Entwicklung von Fluss und Aue erfordert einen langen Vorlauf. Daher müssen Projekte, die in der nächsten Dekade gebaut werden sollen, heute auf den Weg gebracht werden. Die Erfahrungen zeigen, dass die Projekte dann erfolgreich sind, wenn der Lippe ausreichend Raum zur Verfügung gestellt werden kann. Für Projekte, mit denen wir erst in einigen Jahren beginnen können, muss bereits heute der Grunderwerb angegangen werden.

Der Raum, der der Lippe zurückgegeben werden soll, wird intensiv genutzt. Die Landschaft ist geprägt durch eine gewachsene landwirtschaftliche Nutzung, die auch wirtschaftlich ein starker Faktor ist. Ohne Landwirtschaft wäre die Lippe-Region nicht mehr das, was sie seit Jahrhunderten ist. Daher ist es Ziel, die landwirtschaftliche Nutzung und die Gewässerentwicklung in Einklang zu bringen. Das Land NRW und der Lippeverband haben sich aufgemacht, durch Transparenz und frühzeitige Beteiligung für eine breite Akzeptanz der Maßnahmen zu sorgen. Frühzeit finden Gespräche mit allen Beteiligten statt, um gemeinsam zu überlegen, wie für das Programm Lebendige Lippe benötigte Flächen verfügbar gemacht werden können. Wenn eine im Grundsatz akzeptierte Planung vorliegt und die dafür tatsächlich verfügbaren Flächen feststehen, können aus Vorplanungen konkrete Genehmigungsplanungen entwickelt werden. Am Ende dieses kooperativen Planungsprozesses steht eine weitgehend abgestimmte Planung, die dann den zuständigen Behörden – in der Regel der Bezirksregierung, in manchen Fällen auch dem jeweiligen Kreis – zur Genehmigung vorgelegt wird. Diese führen dann die Planungsverfahren und in deren Rahmen vorgesehene Bürgerbeteiligungen durch.

Wo die Reise hingeht: Die neue Lippe

Bis alle Teilprojekte umgesetzt sind und sich die neue Lippe nach und nach zu einem naturnahen Gewässer entwickelt hat, wird es noch sicher mehr als eine Generation dauern. Nicht erst dann werden die Menschen in der Region die Früchte ernten. Mit dem Abschluss jedes einzelne Renaturierungsprojektes wird die ökologische Qualität der Lippe Stück für Stück steigen. Die Verleihung des Titels „Flusslandschaft des Jahres 2018/2019“ an die Lippe durch die NaturFreunde Deutschlands und den Deutschen Angelfischerverband hat schon jetzt ihre Berechtigung.

Nachhaltige Entwicklung

Wir unterstützen die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen.

Was nachhaltige Entwicklung für uns bedeutet

Lippe-Fähren

Per Muskelkraft über die Lippe

Die Lippe-Fähren bieten Radfahrer*innen und Wanderfreund*innen die Möglichkeit, einen einzigartigen Naturraum zu erleben. Mit der „Maifisch“ wurde im Herbst 2015 in Haltern die Vierte in der neuen Generation der Personenfähren zu Wasser gelassen: „Baldur“ in Dorsten hat im Mai 2005 den Anfang gemacht, es folgten in Wesel der „Quertreiber“ und 2013 die „LUPIA“ in Hamm-Oberwerries.

Saison von Ostern bis Oktober

Baldur, Lupia und Maifisch betreibt der Lippeverband, der auch dafür sorgt, dass die Fähren rechtzeitig vor der Hochwassersaison aus dem Wasser kommen. Aus Sicherheitsgründen werden die Fährbereiche rund um die Uhr per Kamera überwacht. Die Benutzung ist kostenlos, einen „Fährmann“ gibt es nicht. Dafür müssen die Nutzer selbst Hand anlegen: Die Schwimmkörper werden per Handkurbel am Drahtseil über die Lippe gezogen.

Benutzen kann man die Fähren zwischen Ostern und Oktober – anschließend werden sie dann ins Winterquartier verbracht. In dieser Zeit werden fällige Wartungs- und Reparaturarbeiten erledigt.

Namen mit Bezug zur Lippe

Baldur ist nach der gleichnamigen Zeche benannt, die es in den 1920er-Jahren in Dorsten gab. Schon damals existierte eine Fährverbindung über die Lippe: Ein Fährmann ruderte vor und nach der Schicht Bergleute in einem Holzkahn über den Fluss.

Für die Halterner Lippe-Fähre haben der Lippeverband, die Stadt Haltern am See und der Heimatverein Flaesheim die Bevölkerung zu Namensvorschlägen aufgerufen. Aus vielen Einsendungen wurde am Ende der Name „Maifisch“ ausgewählt, denn dieser hat einen besonderen Bezug zur Lippe. Der Maifisch war vor hundert Jahren im ganzen Rheinland weit verbreitet und als Speisefisch geschätzt.

Kanu- und Motorbootfahren auf der Lippe

Balance der Nutzungsansprüche

Die Lippe ist der längste Fluss Nordrhein-Westfalens und schützenswerter Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten. An der Lippe bieten mehrere Naturschutzgebiete Raum für die möglichst ungestörte Entwicklung dieses Ökosystems. Doch auch Menschen sollen die Lippe erleben und sich an ihren Ufern erholen können. Um eine Balance zwischen den verschiedenen Nutzungsansprüchen zu finden, gelten insbesondere für den Wassersport besondere rechtliche Regelungen.

Befahrungsregeln für die mittlere und untere Lippe

Wir als Lippeverband haben die Zuständigkeit im mittleren und unteren Bereich der Lippe und sind dort Gewässerunterhalter. Wir sind kein Gesetzgeber und bestimmen nicht über die generelle Schiffbarkeit oder geltende Wassersport-Regelungen.

Generell gilt:

Die Lippe ist kein schiffbares Gewässer.
Das Befahren der Lippe mit Motorbooten ist durch den Gesetzgeber untersagt.
Das Befahren der Lippe mit Kanus oder anderen unmotorisierten Wassersportgeräten wird durch die zuständigen Kreisbehörden geregelt und ist nur eingeschränkt zulässig. Kanusportlerinnen und -sportler wenden sich bei Fragen bitte an die zuständigen Kreisbehörden.

Im Kreis Unna ist es beispielsweise möglich, begrenzte Kontingente für das eintägige Befahren mit Kanus auf einer zentralen Webseite des Kanu-Verbandes NRW hier zu buchen.

Auch im Kreis Recklinghausen gibt es eine ähnliche Regelung. Den Verweis zum Buchungsportal und eine Karte mit anmeldefreien bzw. anmeldepflichtigen Abschnitten finden Sie hier.

Allgemeine Informationen für das Kanufahren bietet die Seite des Kanuverbands NRW.

Gesetzliche Grundlage

Das Wasserhaushaltsgesetz (WHD) regelt, dass die Länder den Gemeingebrauch ihrer Gewässer eigenständig definieren dürfen. Im Landeswassergesetz NRW regelt der Gesetzgeber, dass nach §118 Abs. 1 LANUV die für Umweltschutz und Verkehr zuständigen Ministerien durch Rechtsverordnungen bestimmen, welche Gewässer schiffbar sind.