Zeitenwende: Pumpwerk Boye mit neuer Aufgabe

Mit der Abwasserfreiheit der Boye wird auch das dazugehörige Pumpwerk „befördert“

Bottrop/Gladbeck/Essen. Das Pumpwerk Boye übernimmt ab sofort eine neue Aufgabe. Seitdem das Gewässer Boye vor wenigen Wochen komplett vom Abwasser befreit werden konnte, sind nun auch die beiden Pumpwerke A und B in der Welheimer Mark abwasserfrei. Stattdessen fungieren sie nun als Reinwasserpumpwerke und verbessern den Hochwasserschutz.

Im Oktober konnte die Emschergenossenschaft im Rahmen des Generationenprojektes Emscher-Umbau die Abwasserfreiheit der Boye verkünden. Seit 1992 hat der Wasserverband an diesem Projekt gearbeitet und stellt damit den Abwasserbetrieb von offenen Gewässern auf ein riesiges unterirdisches Kanalsystem um. Für die Menschen der Region bedeutet das einen erheblichen Zugewinn an Lebensqualität. Aus der ehemaligen „Köttelbecke“ Emscher und ihren Nebenläufen wird bis Ende des Jahres wieder ein sauberes Flusssystem, an dem sich Flora und Fauna wieder ansiedeln und wohlfühlen können.

Der Abwasserkanal an der Boye ist insgesamt acht Kilometer lang, beginnt an der Hegestraße in Gladbeck und quert neben dem Bottroper Bereich sogar auch Essener Stadtgebiet. Durch ihn wird die Schmutzfracht unterirdisch in Richtung des Abwasserkanals Emscher (AKE) umgeleitet. An der Anschlussstelle des Kanals fließen pro Sekunde bis zu 2.000 Liter klärpflichtiges Schmutzwasser dem AKE zu.

Wichtiger Faktor für den Hochwasserschutz
Mit der Abwasserfreiheit der Boye folgen aber auch für die beiden Pumpwerke A und B neue Aufgaben. Bisher hatte das Pumpwerk A das Abwasser aus dem Boye-Einzugsgebiet hochgepumpt, damit es in der benachbarten Kläranlage der Emschergenossenschaft gereinigt werden konnte. Bei Regenereignissen wurden die zusätzlichen Wassermengen durch beide Pumpwerke (A und B) direkt in die Emscher gehoben. Durch den abwasserfreien Zustand der Boye ist dieser erste Schritt nun nicht mehr notwendig. Das Abwasser wird statt in der Kläranlage Bottrop nun über den AKE zur Kläranlage Emscher-Mündung in Dinslaken transportiert und dort gereinigt.

Die Pumpwerke pumpen nun als reine Bachpumpwerke das saubere Wasser des Flusses hoch in Richtung der Emscher und dienen bei starken Regenfällen darüber hinaus dem Hochwasserschutz. Dafür wurde die Anlage mit zusätzlichen Hochwasserpumpen ausgestattet. Bis zu 22 Kubikmeter pro Sekunde werden dann automatisch durch neun Pumpen der Pumpwerke A und B hochgepumpt. Weitere drei Pumpen können manuell von der Emschergenossenschaft gesteuert werden, sodass insgesamt 46 Kubikmeter pro Sekunde gefördert werden können. Damit wird sichergestellt, dass sich das Wasser in der Boye nicht vor dem Pumpwerk anstauen und so möglicherweise zur Gefahr für die Umgebung werden kann.

Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.

Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit den Emscher-Kommunen das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren knapp 5,5 Milliarden Euro investiert werden. www.eglv.de