Wie der Lippeverband das Gesicht unserer Gewässer prägt

Kamen. Mehr als eine Million Menschen haben täglich Kontakt zum Lippeverband – spätestens dann, wenn sie die WC-Spülung drücken. Doch das ist den wenigsten bewusst. Eine Wanderausstellung im Haus der Bildung der Volkshochschule Kamen-Bönen in der Bergstraße 13 in Heeren-Werve informiert nun zur Geschichte und zu den Aufgaben des Lippeverbandes.

Die Ausstellung ist bis zum 30. Juni in Kamen zu sehen. Eröffnet wurde sie am Donnerstag von Bürgermeisterin Elke Kappen und Dr. Mario Sommerhäuser, Leiter der Abteilung „Fluss und Landschaft“ beim Lippeverband. Der Biologe ist maßgeblich für die Entwicklung der Ökologie an den Gewässern verantwortlich.

Die Lippe als längster Fluss in NRW hat eine bewegte Geschichte: Die Römer nutzten sie als Handelsstraße, Industrie und Bergbau brauchten sie als Kühlwasser- und Energielieferantin. „Um die Lippe nutzbar zu machen, begradigte man den Fluss und befestigte sein Ufer mit Steinen. Heute sorgen wir für gute Wasserqualität und renaturieren den Fluss. Der Erfolg bestätigt uns: Die Artenvielfalt kehrt zurück“, schildert Dr. Sommerhäuser. Der Lippeverband kümmert sich heute als öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen um die Renaturierung, Abwasserreinigung, den Hochwasserschutz und die Gewässerunterhaltung. Die Wanderausstellung, die aktuell durch die Mitgliedskommunen des Wasserverbandes tourt, erzählt mit großformatigen Fotos diese Geschichte.

Die kompakte und übersichtliche Ausstellung thematisiert neben den Rubriken Technik und Umwelt auch das Engagement des Lippeverbandes in den Bereichen Bildung und Gesellschaft. Ihren festen Platz in der Ausstellung haben unter anderem das Deichsanierungsprojekt „HaLiMa“ in Haltern-Lippramsdorf und Marl genauso wie Hintergrundinformationen zu den 54 Kläranlagen des Verbandes. Die Ausstellung widmet sich darüber hinaus der wissenschaftlichen Forschung zur Rolle des Verbandes während des Nationalsozialismus.

Der Lippeverband hat zuletzt auch in der heimischen Region ganz erheblich das Erscheinungsbild der Gewässer verändert und verbessert. In Kamen betreibt er eine Kläranlage, vier Pumpwerke, 14 Sonderbauwerke wie Hochwasser- oder Regenrückhaltebecken und rund 21,6 Kilometer Kanäle. Außerdem unterhält der Verband in der Sesekestadt rund 19,8 Kilometer Wasserläufe. „Durch den Umbau der Seseke und ihrer Nebenläufe in eine abwasserfreie und naturnahe Flusslandschaft hat der Lippeverband ganz erheblich die Lebensqualität in Kamen erhöht. Die Stadt Kamen wurde durch ihn bei der Planung und dem Bau des Sesekeparks sehr gut begleitet“, berichtet Bürgermeisterin Elke Kappen. Durch Initialpflanzungen sowie das Einsetzen von Fischen (Quappen) wurden darüber hinaus Flora und Fauna angeregt, damit die Natur zurückkehren und sich neue Lebensräume erobern kann.

Die Seseke diente zuvor ab Bönen jahrzehntelang als offener Schmutzwasserlauf, der das Abwasser der Region abführte. Zwischen dem Ende der 1980er-Jahre und 2014 hat der Lippeverband durch den Bau von vier modernen Kläranlagen und rund 73 Kilometern geschlossene Abwasserkanäle eine neue abwassertechnische Infrastruktur im Einzugsgebiet der Seseke geschaffen. Seitdem fließt nur noch gereinigtes Wasser in der Seseke und ihren Nebenläufen. Das Schmutzwasser wird in parallel zum Gewässer verlaufenden unterirdischen Kanälen zu den Kläranlagen in Bönen, Kamen, Dortmund-Scharnhorst und Lünen geführt und dort gereinigt in die Seseke sowie ihre Zuflüsse Rexebach und Körnebach eingeleitet.

Im Zuge des Seseke-Programms wurde auch der Heerener Mühlbach 2013 auf einer Länge von circa 2,25 Kilometern ökologisch verbessert, Rad- und Wanderweg entstanden am Gewässer. Ein „blaues Klassenzimmer“ rundet – am Sesekeweg gelegen – als Aufenthalts- und Erlebnisort diese Entwicklung ab.