Widerstandsfähig gegen den Klimawandel: Klima.Insel als Symbol für gemeinsamen Einsatz von Stadt und Wasserverband

Emschergenossenschaft und Stadt Essen engagieren sich in der Zukunftsinitiative Klima.Werk für eine klimaresiliente Region. Mobiles, grünes Zimmer macht im Festjahr Neue Emscher Station

Essen. Mehr Grün statt Grau, mehr Frischluftschneisen, mehr Wasserflächen: Das brauchen die Städte, um die Folgen des Klimawandels abzufedern. In ihrem Festjahr zur Neuen Emscher 2022 schickt die Emschergenossenschaft eine grüne Oase auf die Reise durch die Region, die auch in Essen Station macht. Die Klima.Insel ist eine Aktion der Zukunftsinitiative Klima.Werk. In dem Netzwerk treiben der Wasserwirtschaftsverband und die Kommunen gemeinsam den klimarobusten Umbau des Ruhrgebiets voran.

Seit Ende 2021 ist der Emscher-Umbau abgeschlossen, der zentrale Fluss im Ruhrgebiet ist abwasserfrei. Das Schmutzwasser wird unterirdisch durch den Abwasserkanal Emscher zu den Kläranlagen geleitet, oben können die Menschen an den Fluss und seine Zuläufe zurückkehren. Die neue Lebens- und Aufenthaltsqualität feiert die Emschergenossenschaft in diesem Jahr mit zahlreichen Aktionen für die Bürgerinnen und Bürger. Dazu gehört auch die Klima.Insel, ein mobiles, grünes Zimmer, das symbolisch für die neu entstandenen blaugrünen Infrastrukturen steht, das aber auch auf die Zukunftsaufgabe Klimaanpassung aufmerksam macht.

„Den Folgen des Klimawandels wie Hitze, Dürre und Starkregen müssen wir uns auch in den Städten des Ruhrgebiets stellen, um diese negativen Effekte zu dämpfen, Vorsorge zu treffen und unsere Region weiter lebenswert zu gestalten“, sagte Dr. Dorothea Voss, Vorständin für Personal und Nachhaltigkeit bei der Emschergenossenschaft, bei einem Termin an der Klima.Insel, die in Essen für zwei Tage (17./18. September) auf dem Kennedyplatz im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche steht.

Umbau nach dem Prinzip der Schwammstadt
„In der Zukunftsinitiative Klima.Werk setzen wir uns gemeinsam auch mit Essen für den Umbau der Quartiere nach dem Prinzip der Schwammstadt ein. Dabei wird der natürliche Wasserkreislauf gestärkt, indem Regenwasser nicht in die Kanalisation geleitet, sondern zurückgehalten und gespeichert wird. So kann es zur Bewässerung genutzt werden, versickern und damit den Grundwasserkörper stärken oder über Verdunstung die Umgebung kühlen“, erklärte Dorothea Voss weiter.

Anpassung der Plätze und Straßenräume an den Klimawandel
„Klimaschutz und Klimafolgenanpassung gehören zu den großen Herausforderungen dieser Zeit – auch in unserer Stadt“, sagte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen. Gerade am Kennedyplatz ist spürbar, wie sich das Herz der Innenstadt an heißen Sommertagen aufheizt. Auf dem benachbarten Salzmarkt ist es durch die Baumkronen deutlich kühler. „Die Anpassung unserer Plätze und Straßenräume an den Klimawandel ist für die Lebensqualität und für eine gesunde und aktive Mobilität in Zukunft entscheidend. Unsere Stadträume durch mehr Grün und Blau an veränderte Bedingungen anzupassen und lebenswert zu gestalten, ist das gemeinsame Ziel von Stadtverwaltung und Emschergenossenschaft“, so Oberbürgermeister Kufen.

Wie wasserbeusste Stadtentwicklung funktioniert
Bürgerinnen und Bürger konnten sich an der Klima.Insel darüber informieren, wie eine wasserbewusste Stadtentwicklung grundsätzlich funktioniert. Dächer begrünen, Fassaden begrünen, Flächen entsiegeln, Versickerungsmulden anlegen oder Dach- und Wegeflächen von der Mischwasserkanalisation abkoppeln: Maßnahmen, die die Städte widerstandsfähiger gegen die Klimakrise machen. Das geht nicht nur auf kommunalen Flächen oder Gebäuden, bei Wohnungsbaugesellschaften oder Gewerbeflächen, sondern auch bei der privaten Immobilie. Wer seinen Schottergarten entsiegelt, wirkt mit daran, den Hitzestau in Wohngebieten aufzulösen. Wer seine Dachregenrinne von der Kanalisation abkoppelt und das Regenwasser fürs Gießen sammelt oder in der Rasenfläche versickern lässt, geht nachhaltig mit dem kostbaren Nass von oben um und spart dabei noch Abwassergebühren.

Essener Umweltamt erarbeitet Konzept zur Klimafolgenanpassung
„Die Folgen des Klimawandels wie Hitze, Trockenheit und Starkregen stellen die Städte vor große Herausforderungen“, so auch Dezernentin Simone Raskob. „Um diesen Herausforderungen gezielt zu begegnen und die Stadt widerstandsfähig zu gestalten, erarbeitet das Umweltamt ein Klimafolgenanpassungskonzept. Zur Erstellung des Konzeptes sind auch die Bürgerinnen und Bürger gefragt. Online können Sie sich in Form einer KlimaMap an der Erstellung des Konzeptes beteiligen. Die Karte kann mit Anregungen, Ideen, Hinweisen und Bedenken zum Stadtklima und zu den Auswirkungen des Klimawandels gefüllt werden. Die Anregungen werden aufgenommen und für spätere Maßnahmen zur Klimaanpassung genutzt.“

Online-Befragung mit der KlimaMap
Mitarbeiter*innen des Umweltamtes der Stadt Essen stellten am Samstag an der Klima.Insel das Projekt KlimaMap vor (die interaktive Karte ist erreichbar unter dem Link https://essen.klimamap.de/ ). Bei der Online-Beteiligung geht es zum Beispiel um Fragen wie diese: Wo gibt es Orte, die besonders hitzeanfällig sind? Wo gibt es Probleme mit Überflutungen? Die Aktion läuft bis Ende Oktober.

Fahrradtag auf dem Kennedyplatz
Am Sonntag (18. September) steht die Klimainsel im Zentrum vom großen Fahrradtag „Essen dreht das Rad“ auf dem Kennedyplatz. Die Besucher*innen können sich dabei rund ums Fahrradfahren und klimafreundliche Fortbewegungsmittel informieren und Neues kennenlernen. Neben vielen Informationsständen, wie beispielsweise von der Polizei Essen oder dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e. V. (ADFC), gibt es eine Teststrecke für E-Bikes, Lastenfahrräder und E-Scooter, auf der die Räder ausprobiert werden können. Das komplette Programm zur Europäischen Mobilitätswoche, die noch bis zum 22. September läuft, gibt es unter www.essen.de/emw.

Die Zukunftsinitiative Klima.Werk
In der Zukunftsinitiative Klima.Werk arbeiten Emschergenossenschaft und Emscher-Kommunen zusammen an einer wasserbewussten Stadt- und Regionalentwicklung, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Lebensqualität in den Quartieren zu steigern. Der grün-blaue Umbau startete 2005 mit der Zukunftsvereinbarung Regenwasser (ZVR) und entwickelte sich 2014 zur Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ weiter, jetzt Zukunftsinitiative Klima.Werk.

Unter dem Dach des Klima.Werks wird das Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt, an dem sich seit 2020 alle Wasserverbände der Region beteiligen. Die Förderkulisse des Projekts umfasst das Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (53 Städte und Gemeinden). In den klimafesten Wandel sollen bis 2030 rund 250 Millionen Euro investiert und in ausgewiesenen Gebieten 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden. Die Serviceorganisation der Zukunftsinitiative bei der Emschergenossenschaft setzt mit den Städten die Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung um. Dazu gehören zum Beispiel Dach- und Fassadenbegrünungen, die Entsiegelung von Flächen, das Anlegen von unterirdischen Speichern (Rigolen) oder die Schaffung von Versickerungsflächen für Regenwasser. Weitere Informationen (auch zu Förderung von Projekten) auf www.klima-werk.de

Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, die als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.