Über eine halbe Million Menschen zogen sich per Muskelkraft über den Fluss

Lippe-Fähre Lupia feiert zehnjähriges Jubiläum mit neuem Anstrich

Hamm. Als die Lupia das erste Mal zu Wasser gelassen wurde, standen die Hammer Bürgerinnen und Bürger Schlange. Das wollten sie gerne einmal selbst ausprobieren: Sich an einer Kette mit ihrer eigenen Muskelkraft von einem Lippe-Ufer zum anderen ziehen. Auch heute, zehn Jahre später, scheint zum ersten runden Jubiläum die Faszination mit der Fähre ungebrochen: Über eine halbe Million Menschen haben seit jenem ersten Tag die Lupia benutzt. Zur Feier des Jubiläums schoben Oberbürgermeister Marc Herter und Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender des Lippeverbandes, als erste Passagiere des Jahres ihre Räder auf die Fähre und eröffneten damit die Saison.

„Das die Radtour nicht mehr an der Lippe endet, sondern auf der anderen Uferseite fortgesetzt werden kann und dann auch noch dank so eines originellen Gefährts – das war und ist für viele Natur- und Radliebhaber ein echtes Highlight“, freut sich Oberbürgermeister Herter. Schon im ersten Jahr nutzten über 40.000 Passagier*innen das Angebot. Als die Lippe als „Flusslandschaft des Jahres“ ausgezeichnet wurde, zog es besonders viele Besucher*innen an den längsten Fluss Nordrhein-Westfalens. Über 84.000 überquerten mit der Lupia im Auszeichnungsjahr 2018 den Fluss. 2020 musste die Lupia aufgrund der Corona-Pandemie eine Zwangspause einlegen. Doch längst hat sie wieder ihre alten Benutzerzahlen erreicht: Im vergangenen Jahr griffen über 63.000 Menschen zu den Zugseilen, die sie auf die andere Seite bringen.

Von der Fähre aus schweift der Blick über die renaturierten Flussauen. Die Natur hat sich hier den Fluss zurückerobert und die Aue ist heute wieder Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Zu verdanken hat sie das dem Renaturierungsprojekt Life+, in dessen Rahmen auch die Lupia-Fähre entstand. „Ziel des Projektes war es auch, dass die Menschen ihren Fluss erleben, am Wasser entlang radeln, spazieren gehen und die Natur genießen können, ohne diese zu stören. Dafür steht die Lupia“, betont Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Welche Freude die Menschen mit der Lupia haben, das können die Mitarbeitenden des Lippeverbandes häufiger erleben und hat sie schon einige Male zum Schmunzeln gebracht. Zum Schutz der Passagier*innen ist die Fähre mit einem Sicherheitssystem ausgestattet. Braucht sie zu lange, um das andere Ufer zu erreichen, werden die diensthabenden Mitarbeitenden benachrichtigt und bekommen von einer Kamera Live-Bilder übertragen. Doch wirklich ernste Situationen haben sie in zehn Jahren damit noch nicht erlebt. Meistens sehen sie auf den Kamerabildern fröhliche Menschen, die mitten auf dem Fluss angehalten haben, um begeistert Foto zu schießen oder auch eine Flasche Sekt zu öffnen.

Doch einmal ging wirklich nichts mehr: Ein Bürger meldete, dass sich die Zugkette der Fähre – die sich gerade ohne Passagier*innen am Ufer befand – nicht mehr bewegen ließe. Als die Mitarbeitenden des Lippeverbandes dies vor Ort überprüften, stellten sie fest, dass zwei sogenannte Liebesschlösser mit eingravierten Namen an der Zugkette befestigt waren und diese blockierten. „Leider mussten wir diese entfernen. Die Liebe ist daran hoffentlich nicht zerbrochen“, erzählt Paetzel mit einem Augenzwinkern.

Die neue Saison der Lupia-Fähre startet am 1. April. Zum Jubiläum hat der Lippeverband ihr einen neuen Anstrich geschenkt. Im strahlenden Grün wird sie nun bis Ende Oktober täglich von7 bis 20 Uhr den Fluss queren. Neue Infotafel vermitteln zudem Wissenswertes zum Fluss und den Tieren in der Aue.

Wie kam die Lupia zu ihrem Namen?
Ihren Namen verdankt die Lupia einem Wettbewerb, den die Kooperationspartner im LIFE+ Projekt (Stadt Hamm, Lippeverband, Kreis Soest und Warendort sowie die Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.) gemeinsam mit dem Westfälischen Anzeiger ausgerufen hatten. Unglaubliche 357 Namensvorschläge wurden damals eingereicht. Der Gewinner „Lupia“ ist die römische Bezeichnung für die Lippe. Der Name schafft damit eine Verbindung zwischen dem Fluss, wie wir ihn heute kennen, und der Geschichte der Region, die von der römischen Kultur geprägt ist.

Der Lippeverband
Der Lippeverband ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Seine Aufgaben sind in erster Linie die Abwasserentsorgung und -reinigung, Hochwasserschutz durch Deiche und Pumpwerke und die Gewässerunterhaltung und -entwicklung. Dazu gehört auch die ökologische Verbesserung technisch ausgebauter Nebenläufe. Darüber hinaus kümmert sich der Lippeverband in enger Abstimmung mit dem Land NRW um die Renaturierung der Lippe. Dem Lippeverband gehören zurzeit 155 Kommunen und Unternehmen als Mitglieder an, die mit ihren Beiträgen die Verbandsaufgaben finanzieren. www.eglv.de