Stadtbäume mit Ingenieur-Technik gegen Trockenheit wappnen

Zukunft des Straßengrüns Thema bei einem Expert*innen-Treffen im EBZ in Bochum

Bochum. Stadtbäume müssen in Zeiten des Klimawandels viel leisten: Schatten spenden, über Verdunstung kühlen, Feinstaub und CO2 schlucken. Gleichzeitig müssen sie Hitze- oder Dürreperioden aushalten. In Bochum haben Fachleute aus der Region und anderen Teilen Deutschlands technische Lösungen fürs Straßengrün diskutiert. Zu dem Treffen eingeladen hat die Zukunftsinitiative Klima.Werk von Emschergenossenschaft und Emscher-Kommunen. Zu dem Netzwerk für Klimaanpassung gehört auch die Stadt Bochum.

Es geht nicht ohne sie: Stadtbäume – ob nun an Straßen, in Parks, auf Parkplätzen oder in der Fußgängerzone – spielen eine wichtige Rolle bei der Anpassung von Städten an die Folgen des Klimawandels. Dieser bringt mehr extreme Wetterlagen und vor allem in stark versiegelten Großstädten wirken sich Hitze, Dürre oder Starkregen unangenehm aus. Mehr Wasser und mehr Grün in Wohnviertel und Innenstädte zu bringen, gehört zum Prinzip der Schwammstadt. Für den Umbau der Region in diesem Sinne setzt sich die Zukunftsinitiative Klima.Werk von Emschergenossenschaft und Kommunen ein.

Unterirdische Speicherräume unter Bäumen
Der Austausch von Wissen ist dabei ein wesentlicher Faktor. In der EBZ Akademie in Bochum haben sich deshalb rund 70 Fachleute aus den Bereichen Tiefbau, Straßenbau, Grünflächen oder Stadtentwässerung getroffen. Dabei stand eine besondere technische Lösung für den Umgang mit Klimafolgen im Mittelpunkt: die Baumrigole. Das sind unterirdische Speicherräume unter Bäumen, in die Regenwasser geleitet wird oder versickern kann. In Trockenzeiten kann der Baum sich über seine Wurzeln mit dem gespeicherten Wasser versorgen. Die Maßnahme dient einerseits dazu, Straßenbäume gegen Trockenheit zu wappnen, andererseits dem Rückhalt von Regenwasser und damit auch der städtischen Starkregenvorsorge.

Köln, Hagen, Bochum – Beispiele für die Umsetzung
Als innovatives und neues Entwässerungssystem gibt es für die Planung und Umsetzung von Baumrigolen bisher noch keinen Standard. Bei dem Fachtreffen im Europäischen Bildungszentrum ging es daher um konkrete Umsetzungsbeispiele für Rigolenbau in verschiedenen Ausführungen: Die Expert*innen lernten Projekte aus Hagen, Köln, Erftstadt und Bochum kennen.

Die Stadt Bochum hat an der Wasserstraße 2020 bereits ein derartiges Speichersystem verbaut. Auch bei der Umgestaltung der Castroper Straße werden Baumrigolen eingesetzt. Bei einer Exkursion zur Wasserstraße erläuterte Thorsten Pacha, Tiefbauingenieur bei der Stadt Bochum, die Maßnahme.

Ressource Regenwasser nutzen und speichern
Dass es ohne solche Baumaßnahmen künftig schwierig wird, ist unter den Fachleuten Konsens. Die Ressource Regenwasser zu nutzen und zu speichern und nicht mehr über die Kanalisation abzuleiten, muss gelingen. „Klimaanpassung kostet Geld, aber nichts machen, kostet noch mehr Geld“, sagte Michael Jeskulke, Projektentwickler bei der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative Klima.Werk bei der Emschergenossenschaft und einer der Organisatoren des Expert*innen-Treffens.

Deshalb war auch ein Thema, wie sich die Fachleute aus den Verwaltungen die politische Unterstützung für solche Vorhaben sichern. Iris Bryson, bei der Stadt Bremen zuständig für das Handlungskonzept Stadtbäume, und Katrin Schäfer vom Senat Umwelt, Bau und Verkehr in Bremen, stellten ihre Herangehensweise vor. Ihr Fazit: „Politische Grundsatzbeschlüsse erleichtern Verwaltungshandeln.“ Das biete im Anschluss Raum für fachliche Gestaltung und sichere die Finanzierung des klimaresilienten Umbaus. 

Die Zukunftsinitiative Klima.Werk
In der Zukunftsinitiative Klima.Werk arbeiten Emschergenossenschaft und Emscher-Kommunen zusammen an einer wasserbewussten Stadt- und Raumentwicklung, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Lebensqualität in den Quartieren zu steigern. Der blau-grüne Umbau startete 2005 mit der Zukunftsvereinbarung Regenwasser (ZVR) und entwickelte sich 2014 zur Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ weiter, jetzt Zukunftsinitiative Klima.Werk. Unter dem Dach des Klima.Werks wird das Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt, an dem sich seit 2020 alle Wasserverbände der Region beteiligen. Die Förderkulisse des Projekts umfasst das Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (53 Städte und Gemeinden). In den klimafesten Wandel sollen bis 2030 rund 250 Millionen Euro investiert und in ausgewiesenen Gebieten 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden. Die Serviceorganisation der Zukunftsinitiative bei der Emschergenossenschaft setzt mit den Städten die Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung um. Weitere Informationen (auch zu Förderung von Projekten) auf www.klima-werk.de 

Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.