Schaufenster des ökologischen Wandels

Emscher-Promenade wächst auf den Stadtgebieten von Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herne und Herten

Emscherland. Als vor über 30 Jahren der erste Spatenstich für den Umbau des Emscher-Systems erfolgte, galt das Generationenprojekt der Emscher-Renaturierung noch als eine rein wasserwirtschaftliche Maßnahme. Seit Ende 2021 ist die Emscher vollständig vom Abwasser befreit. Parallel zum mittlerweile fertiggestellten Emscher-Umbau hat die Emschergenossenschaft aber noch ein weiteres Netz geschaffen: Mehr als 130 Kilometer an neuen Radwegen sind in den vergangenen Jahren entlang der Emscher-Gewässer entstanden und machen diese nicht nur erlebbar, sondern im wahrsten Sinne auch erfahrbar. Ein besonderes Projekt setzt die Emschergenossenschaft aktuell auf einem knapp 15,2 Kilometer langen Teilstück des Emscher-Weges auf den Stadtgebieten von Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herne und Herten um: die Emscher-Promenade.

An rund 25 herausragenden Stellen werden Aufenthalts-, Spiel- und Bildungsstationen gebaut. Durch neue Brücken und Unterführungen unter stark befahrenen Straßen können die Menschen den Umbauprozess, die Natur und die Angebote entlang der neuen Emscher-Promenade vom Start bis zum Ende zu Fuß oder mit dem Fahrrad sicher genießen. Unter all den Maßnahmen stechen insbesondere die zwei Emscher-Balkone heraus, die als Schaufenster der ökologischen Transformation eine ganz besondere Annäherung an den Fluss im Wandel ermöglichen: Man schwebt förmlich über der Emscher und kommt ihr so nahe wie sonst kaum möglich.

Eine der beiden Terrassen mit Blick auf das neue blaugrüne Leben entsteht in Castrop-Rauxel, die andere in Recklinghausen. Dort ist die Emscher seit fast zwei Jahren bereits abwasserfrei, verfügt aber noch über ihr Betonkorsett – welches in den kommenden Jahren noch einer vielseitigen und natürlich gestalteten Böschung weichen wird, bestens zu beobachten vom Emscher-Balkon.

Emscherblauer Asphalt als Blickfang
Ebenfalls ein Blickfang ist der emscherblaue Asphalt des Radwegs an der Emscher-Promenade zwischen Emscherstraße und Saarstraße in Recklinghausen (aktuell im Bau, Fertigstellung bis Ende des Jahres), zwischen Borghagener Straße und dem Herdicksbach in Castrop-Rauxel sowie an der Unterführung der B235 (Henrichenburger Straße) in Castrop-Rauxel (ebenfalls aktuell im Bau, Fertigstellung bis Ende des Jahres). Nicht weniger ins Auge stechen auch die Pferdeskulpturen, die an die Emscherbrücher Dickköppe erinnern – die Wildpferde waren einst an der Emscher beheimatet und zieren heute noch das Wappen der Stadt Herne. Eine Pferdefigur steht am Schellenbruchgraben in Herten (Fertigstellung bis Frühjahr 2024). Fünf weitere „Pferde“ stehen zwischen der Pöppinghauser Furt und der Bladenhorster Straße in Recklinghausen. Dort gibt es auch eine schattenspendende Pergola.

Die insgesamt 25 Maßnahmen entlang der Emscher-Promenade werden nach und nach bis Mitte 2024 fertig gestellt. Spätestens dann kann sie mit all ihren Erlebnisorten durchgängig genutzt werden. Einzelne Teilabschnitte sind auch jetzt schon begehbar, da die Promenade ein Teil des gesamten Emscher-Weges ist. Durch die Baumaßnahmen kann es aber aktuell noch zu Umleitungen kommen, sodass es immer wieder Unterbrechungen in der Wegeführung gibt. Für die Asphaltierung der Emscher-Promenade beantragt die Emschergenossenschaft im kommenden Jahr die Genehmigung, die Umsetzung dürfte ab 2025 folgen.

Impulse für die städtebauliche Entwicklung
„Die Emscher-Promenade ist ein tolles Projekt, welches Menschen und Orte verbindet. Die vier Städte Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herne und Herten werden entlang eines blaugrünen Emscher-Bandes auf neue Weise miteinander verknüpft. Die Emscher-Promenade bildet somit einen wichtigen Teil einer neuen interkommunalen Infrastruktur“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. „Längst ist der Emscher-Umbau nicht mehr nur ein rein abwassertechnisches Projekt, sondern setzt auch Impulse für städtebauliche Entwicklungen: Davon zeugen neben der Emscher-Promenade auch die bei den Bürgerinnen und Bürgern überaus beliebten Radwegeverbindungen wie der City-Trail zwischen den Rathäusern von Bottrop und Gladbeck oder die Wasser-Route, die von der Emscher bis zur Ruhr reicht.“

Die Emscher-Promenade ist als blaugrüne Infrastruktur ein wesentlicher Bestandteil des Projektes „Emscherland“, das die Emschergenossenschaft federführend gemeinsam mit den Städten Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herne und Herten sowie dem Regionalverband Ruhr (RVR) umsetzt. „Emscherland“ ist hervorgegangen aus der gleichnamigen Bewerbung der sechs Partner für die Landesgartenschau 2020. Den Zuschlag erhielt im Jahr 2015 letztlich Kamp-Lintfort. Das Land Nordrhein-Westfalen zeigte sich jedoch vom Emscherland-Konzept so begeistert, dass es eine Weiterverfolgung und Umsetzung der Pläne anregte. Gefördert wird die Emscher-Promenade aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Weitere Informationen gibt es auf www.eglv.de/emscher/emscherland.

Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz. www.eglv.de