Renaturierung der Boye schreitet weiter voran

5000 Meter des in Bottrop, Gladbeck und Essen fließenden Gewässers wurden bereits wieder an die Natur herangeführt

Bottrop/Gladbeck/Essen. Das 2018 von der Emschergenossenschaft begonnene Projekt der Renaturierung der Boye schreitet weiter voran – und kann voraussichtlich im Sommer 2023 abgeschlossen werden. Von insgesamt 7,6 Kilometern konnten bereits 5 Kilometer des durch Bottrop, Gladbeck und Essen fließenden Flusses schon naturnah umgestaltet werden – derzeit wird in Bottrop an der Horster Straße und der Gungstraße gebaut. Die Revitalisierung der einstigen „Köttelbecke“ erfreut dabei nicht nur wiederkehrende Tierarten, sondern auch die Anwohnerinnen und Anwohner.

Von grau zu blau – oder besser gesagt: zu blaugrün. An den Ufern der Boye lässt sich unschwer erkennen: Die Natur erobert sich den Fluss zurück. Flora und Fauna erholen sich von den Strapazen der Industrialisierung und kehren vielfältig an das ehemals zur Entsorgung des Schmutzwassers genutzte Gewässer zurück. Ein Fischreiher landet auf der flachen Böschung auf der Suche nach Nahrung. Dort lauert er bewegungslos der Emscher-Groppe auf: einem Fisch, der beinahe ausgestorben wäre, jedoch im Oberlauf der Boye überlebt hat und sich nun wieder in den Emscher-Gewässern ansiedelt. Wenige Meter weiter schwimmt ein Enten-Pärchen über das Wasser. Ein Bild, das vor einigen Jahren für viele Menschen im Ruhrgebiet kaum vorstellbar war, ist heute Realität.

Die Boye gilt als Grenzgewässer zwischen den Emscher-Städten Bottrop und Gladbeck. Seit der Industrialisierung wurde sie als „Köttelbecke“ verwendet: Ein offener Schmutzwasserlauf, der lediglich dazu genutzt wurde, sich des Abwassers zu entledigen. Doch damit ist nun Schluss. Mit dem Generationenprojekt Emscher-Umbau ist die Emschergenossenschaft das Problem der verschmutzten Emscher-Flüsse von 1992 bis 2021 angegangen. Die Gewässer sind nun komplett vom Abwasser befreit.

Seit 2017 abwasserfrei
Die Renaturierung der Boye-Nebengewässer ist größtenteils abgeschlossen. Die Boye selbst ist ebenfalls bereits seit 2017 abwasserfrei. Seit 2018 wird sie wieder in die Natur eingegliedert. Harry Tiedtke, Projektleiter bei der Emschergenossenschaft, freut sich vor allem über das positive Feedback der Bürgerinnen und Bürger: „Das Besondere an dem Projekt ist, das man die Ergebnisse direkt sieht: Das graue Betonkorsett verschwindet, die blaugrüne Natur kehrt an die Bäche zurück. Ich bekomme regelmäßig positive Rückmeldungen von den Anwohnerinnen und Anwohnern. Da weiß ich, dass wir auf einem sehr guten Weg sind.“

In die Revitalisierung der Boye investiert die Emschergenossenschaft rund 47 Millionen Euro. Sie konnte bereits zu zwei Dritteln abgeschlossen werden. Stück für Stück werden die einst zur Regulierung der Schmutzwasserläufe eingesetzten Betonplatten herausgenommen. Um der Boye mehr Platz zu bieten, werden die Böschungen flacher und vielseitiger gestaltet. Zudem gehört der schnurgerade Verlauf der Boye der Vergangenheit an. Dort, wo es möglich ist, darf der Fluss nun endlich seine natürlichen Kurven schlagen. Das Gewässer soll künftig von angepflanzten Bäumen gesäumt und von neu angelegten Fuß- und Radwegen, die an vorhandene Straßen und Wege angebunden werden, begleitet werden. In Bottrop an der Bottroper Straße auf Höhe von Grafenwald kann der neue Fuß- und Radweg bereits zu beiden Seiten des Flusses genutzt werden.

Geplant sind zudem zwei neue Brücken entlang der Boye: In Kooperation mit dem Regionalverband Ruhr ersetzt die Emschergenossenschaft die alte RVR-Brücke nördlich der Gungstraße durch eine neue Fuß- und Radwege-Brücke. Eine weitere Brücke wird an der Hahnenbach-Mündung in die Boye, nördlich der Horster Straße, errichtet. Sie verbindet die Fuß- und Radwege-Verbindung vom Hahnenbach und den parallel zur Boye verlaufenden RVR-Weg mit der neuen Wegeverbindung der Emschergenossenschaft auf der anderen Seite des Flusses. Die marode Brücke, die dort derzeit noch steht, wird abgerissen. Die Fertigstellung der beiden neuen Brücken kann voraussichtlich im Frühjahr 2023 abgeschlossen werden.

Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, die als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.

Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit den Emscher-Kommunen das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,5 Milliarden Euro investiert werden. www.eglv.de