Neu gestalteter Schulhof ist gut fürs Stadtklima und fürs Spielen

Land und Emschergenossenschaft fördern Teil-Entsiegelung der Asphaltfläche an der Grundschule Filchnerstraße in Mülheim. Stadt initiiert attraktive Umgestaltung

Mülheim. Weniger Asphalt auf dem Schulhof: Das finden nicht nur die Kinder der Grundschule an der Filchnerstraße zum Spielen klasse, das ist auch gut fürs Stadtklima. Denn dann kann Regenwasser vor Ort ins Grundwasser versickern, Pflanzen bewässern und über Verdunstung die Umgebung kühlen. Land und Emschergenossenschaft haben die Teil-Entsiegelung der Fläche gefördert, weitere Partner wie Bund, Stadt und Förderverein die Umgestaltung mit Spielgeräten.

Seit Kurzem ist der Bauzaun auf dem Schulhof an der Gemeinschaftsgrundschule Filchnerstraße in Mülheim abgebaut: Entstanden ist dahinter ein naturnahes Areal zum Spielen und Toben mit einem neuen großen Kletter- und Balancierspielgerät. Quadersteine bieten Sitzmöglichkeiten und grenzen genauso wie Hecken den neuen Spielbereich vom rund 3000 Quadratmeter großen Asphalt-Schulhof ab.

Rund 250 Quadratmeter sind im Zuge der Umgestaltung des Schulhofs vom Bitumen befreit und damit entsiegelt worden. Das hat nicht nur den Effekt, dass es sich auf Holzschnipseln und Grün besser spielen lässt. Die nun wasserdurchlässige Fläche sorgt dafür, dass Regenwasser nicht mehr einfach in die Kanalisation abfließt, sondern vor Ort im Boden und ins Grundwasser versickern kann.

Maßnahme zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels
Eine wichtige Maßnahme zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels wie häufigere Starkregen-Ereignisse oder Hitzeperioden. „Vor Ort gespeichertes Wasser kann der Bewässerung dienen und über Verdunstung die Umgebung kühlen. So funktioniert das städtebauliche Prinzip der Schwammstadt“, sagte Andreas Giga, Leiter der Serviceorganisation der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ von Emschergenossenschaft und Städten, zu denen auch Mülheim gehört. Dachbegrünung, Flächenentsiegelungen, Versickerungsmulden – viele solcher Bausteine an vielen Orten sind notwendig, um die Quartiere klimafest zu machen. Die Entsiegelung der Schulhof-Fläche, die so auch Vorbild-Charakter hat, ist mit Mitteln des Ruhrkonferenz-Projekts „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes NRW und der Emschergenossenschaft in Höhe von rund 26.000 Euro gefördert worden.

Rat der Stadt hat 2020 das Klimaanpassungskonzept verabschiedet
Dabei ist die Maßnahme an der Filchnerschule nur ein Beispiel: 2020 hat der Rat der Stadt Mülheim das Klimaanpassungskonzept beschlossen. Ulrike Marx, Leiterin der Stabsstelle Klimaschutz und Klimaanpassung: „Mit dem Vorhaben ‚Reallabor Broich‘, für das eine Förderung beim Bund beantragt wurde, besteht seitens der Stadt die Absicht auf Ebene eines konkreten Quartiers Schlüsselmaßnahmen aus dem Klimaanpassungskonzept beispielhaft umzusetzen. In einem ersten Schritt werden gemeinsam mit dem Ruhrverband derzeit mögliche Flächen zur Abkopplung von Niederschlagswasser untersucht. Auch diese Maßnahme wird von der ‚Klimaresilienten Region mit internationaler Strahlkraft‘ gefördert.“

Die attraktive und sportliche Gestaltung des Schulhofs wiederum geht auf Entwürfe des Planungsbüros „Stadtkinder“ aus Dortmund zurück, die im Auftrag des Mülheimer SportService zusammen mit Schüler*innen und Lehrer*innen erarbeitet worden sind. In einem ersten Schritt wurden 2020 ein Bolzplatztor sowie ein Balltrichter auf dem Schulhof errichtet. Die zwei Geräte werden seit der Aufstellung intensiv und mit viel Freude von den Kindern genutzt, so Schulleiterin Sigrid Graf. Das neue Spielgerät jetzt ist mit Fördermitteln des Bundes für den Ausbau des Offenen Ganztags finanziert worden. Es bietet Platz für viele Kinder und fordert spielerisch dazu auf, die verschiedenen Kletter- und Balanciermöglichkeiten zu überwinden und auszuprobieren. Unterstützt wird die Umgestaltung des Schulhofs auch durch Spenden sowie weitere Mittel: vom Förderverein (gesammelt zum Beispiel bei einem Sponsorenlauf der Schülerinnen und Schüler) sowie von der Leonard-Stinnes-Stiftung, der Bezirksvertretung 1 der Stadt Mülheim, der Sparkassenstiftung, der SWB und von Edeka Kels in Höhe von insgesamt rund 42.000 Euro.

Stadtteil profitiert von der Neu-Gestaltung
In einem letzten Bauabschnitt nach der aktuellen Baumaßnahme in diesem Jahr soll ein weiterer Bereich des Entwurfskonzeptes realisiert werden – mit welchem Spielgerät steht noch nicht abschließend fest. Doch die neuen Spielgeräte und die entsiegelte Fläche werten nicht nur den Schulhof auf, auch der Stadtteil profitiert davon. Denn der Schulhof ist auch außerhalb der Schulzeit zum Spielen geöffnet und ein beliebter Treffpunkt.

Der Mülheimer SportService und der Mülheimer Sportbund e.V. unterstützen die Mülheimer Grundschulen in ihren Bemühungen einer attraktiven und sportlichen Schulhofnutzung, denn die Schulpausen können als kompensatorische Maßnahme zum Ausgleich der bewegungsarmen Unterrichtsstunden genutzt werden. Ausgangslage für die Zusammenarbeit sind die sportmotorischen Testungen, die im Rahmen des Projekts „Check“ an den Grundschulen in den Klassen zwei und vier durchgeführt werden.

Die Zukunftsinitiative
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das nach dem Genossenschaftsprinzip Aufgaben für das Gemeinwohl erbringt. Mit der 2014 gegründeten Zukunftsinitiative (ZI) „Wasser in der Stadt von morgen“ arbeitet die Emschergenossenschaft zusammen mit den Städten an einer wasserbewussten Stadt- und Raumentwicklung. Teil der Initiative ist das Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ der Ruhrkonferenz des Landes Nordrhein-Westfalen, an dem sich seit Anfang 2020 alle Wasserverbände und Kommunen der Region (RVR-Raum) beteiligen. Die ZI-Serviceorganisation bei der Emschergenossenschaft setzt mit den Städten Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels um. Für den klimafesten Umbau der Städte in den Grenzen des Regionalverbandes Ruhr (RVR) stehen bis 2030 rund 250 Millionen Euro zur Verfügung. Bis 2040 sollen 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt werden und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden. Stadterneuerung, Quartiersumbau, Wasserwirtschaft und Stadtnatur sind die tragenden Säulen der ZI-Serviceorganisation.