Mit Regenwasser gegen die Folgen des Klimawandels immun werden

Zukunftsinitiative Klima.Werk betreibt blau-grünen Umbau. Essen ist Teil des Netzwerks von Kommunen und Emschergenossenschaft

Essen. Regenwasser als wichtige Ressource zu begreifen, daran erinnert der diesjährige Weltwassertag am 22. März. Für Städte eine wichtige Strategie, um die Folgen des Klimawandels wie zunehmende Extremwetter-Ereignisse abzumildern. Essen arbeitet gemeinsam mit der Emschergenossenschaft und 15 weiteren Emscher-Kommunen in der Zukunftsinitiative Klima.Werk daran, den natürlichen Wasserkreislauf zu stärken und damit die Wohnquartiere klimafest zu machen.

Essen ist Teil der Zukunftsinitiative Klima.Werk, die 2014 als Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ gegründet wurde. Das gemeinsame Ziel des Netzwerks der 16 Emscher-Kommunen und der Emschergenossenschaft: Die städtischen Infrastrukturen klimarobust umzubauen, für mehr Grün zu sorgen und Wasser mehr Raum zu geben. Das ist eine Antwort auf Folgen des Klimawandels, die sich in Form von Hitze- und Dürreperioden oder Starkregen bemerkbar machen und die die Lebensqualität von Bürger:innen im dicht besiedelten Ruhrgebiet beeinträchtigen.

Wie wichtig Vorsorge ist, hat nicht zuletzt das verheerende Hochwasser im Juli 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gezeigt. Das Klima.Werk treibt den blau-grünen Umbau mit Maßnahmen voran, die dem Prinzip der Schwammstadt und einer wasserbewussten Stadtentwicklung folgen: Regenwasser soll zurückgehalten und gespeichert werden, versickern, verdunsten und nicht in der Kanalisation landen. Das entlastet das Abwassersystem und hat gleichzeitig positive Effekte auf das Mikroklima in Stadtvierteln. Wenn sauberes Regenwasser nicht durch den Gully und die Kanalisation in die Kläranlage abfließt, sondern vor Ort gespeichert wird, kann es den natürlichen Wasserkreislauf stärken, kann der Bewässerung von Pflanzen und Straßenbäumen dienen, Gewässerflächen speisen, so über Verdunstung für Kühlung sorgen oder ins Grundwasser gehen.

Um diese positiven Effekte zu erreichen, steht der Zukunftsinitiative Klima.Werk ein Bündel an Maßnahmen zur Verfügung: Dächer und Fassaden begrünen, Flächen entsiegeln (zum Beispiel Parkplätze), Versickerungs- und Rückhalteflächen für Regenwasser schaffen, unterirdische Speicher bauen (Rigolen), Gebäudeentwässerung (z.B. Dachflächen) von der Kanalisation abkoppeln, Gewässerläufe renaturieren.

Klima.Werk-Projekte in Essen

Niederfeldsee

Apsekte: Regenwassermanagement im Bestand, Regenwassermanagement bei Neuanlage, Stadtteilentwicklung, Wohnumfeldverbesserung. 

Der rund 2 ha große Niederfeldsee liegt an der Rüselstraße im Stadtteil Altendorf-Nord. Der klassische Arbeiterstadtteil Altendorf litt lange Zeit unter den Folgen des Strukturwandels. Die Erlebbarkeit von Wasser hat den Charakter des Stadtteils wesentlich verändert. Die Sanierung und Umstrukturierung der Wohnbebauung und Öffnung des Stadtteils Richtung Norden durch Abtrag des alten Damms der Rheinischen Bahn sowie die Anlage einer 2 ha großen Wasserfläche trug maßgeblich zur Wohnumfeldverbesserung bei.. Der Niederfeldsee wird über eine Grundwasserförderung eines separaten Brunnens gespeist, sowie über Regenwasserabkopplungen benachbarter Platz-, Wege- und Dachflächen. Hier konnten sowohl Abkopplungsmaßnahmen im Bestand als auch bei Neuanlage realisiert werden: Seit 2015 gelangt auch das Regenwasser vom Dach der Sporthalle und vom Schulhof der Hüttmannschule über einen Regenwasserkanal in den See. Niederschlagswasser, welches den Höchstpegel des Sees übersteigt, wird über eine Betonkaskade (Überlauf) in den deutlich tiefer liegenden Sälzerbach geleitet. Die finanzielle Förderung betrug 80% der Baukosten von 8,1 Mio. Euro. 

Gründachinitiative der Stadt Essen

Gründächer steigern die Verdunstung, kühlen das Umfeld ab und verbessern das Mikroklima insgesamt.

Die 2021 in Essen gestartete Gründach-Initiative der Stadt Essen unter dem Motto „Lass Grün drüber wachsen“ ist eine Maßnahme des Projektes „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ der Ruhr-Konferenz und wurde vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen und der Emschergenossenschaft mit der Zukunftsinitiative Klima.Werk gefördert. Im Fokus des Projektes stehen Maßnahmen der Dach- und Fassadenbe­grünungen von privat und gewerblich genutzten Immobilien/ Gebäuden im Stadtgebiet Essen, die mindestens 5 Jahre alt sind. Immobilienbesitzer:innen können bis zu 50 Prozent der Planungs- und Ausführungskosten (z.B. Honorare von Landschafts­architekten/ Handwerkern, sowie Bau- und Pflanzmaterial) erstattet bekommen. Als Obergrenze gelten aber maximal 20 Euro pro Quadratmeter.

Die Förderung sollte insbesondere private Antragsteller mit Kleindächern unterstützen, die ansonsten durch das Netz der Förderung rutschen. Ca. 200 Teilnehmer:innen konnten gefördert werden. Es wurden fast 7000 qm* Gründach in 2021/22 durch die Gründachinitiative der Stadt Essen umgesetzt werden. (*Das entspricht einem großen Turnier-Fußballfeld)

Insgesamt wurde die Neuanlage von Gründächern mit einer Fördersumme von über 140.000 Euro unterstützt.

Die Zukunftsinitiative Klima.Werk

Insgesamt 16 Emscher-Kommunen sowie die Emschergenossenschaft engagieren sich seit 2014 in der Zukunftsinitiative für einen bewussten Umgang mit der wichtigen Ressource Regenwasser. In den Verwaltungen der jeweiligen Städte gibt es Stadtkoordinator:innen, die intern und extern als Ansprechpartner:innen für die Themen der Zukunftsinitiative fungieren und zusammen mit ihren Dezernent:innen auch Multiplikator:innen für Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung in ihren Rathäusern sind.

Der Erfolg des Netzwerks basiert auf langjähriger Kooperation, dem Wissensaustausch und der gemeinsamen Umsetzung vielfältiger Projekte und Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung. Im Zentrum stehen die Entwicklung nachhaltiger Zukunftsstrategien für klimaresiliente Städte, die Umsetzung von konkreten Baumaßnahmen, die Entwicklung und Anwendung von Arbeitsweisen für ein vernetztes und kooperatives Verwaltungshandeln in der Region sowie die Gestaltung von Plattformen für den Wissens- und Erfahrungsaustausch. So wird gemeinsam an einer klimaresilienten Region gearbeitet. 

Mehr Informationen auf www.klima-werk.de