Lippeverband stellt Flutmulde neben der „Alten Fahrt“ in Datteln her

Verbesserter Hochwasserschutz und neue Lebensräume

Datteln/Olfen. Zwischen der Kläranlage Dattelner Mühlenbach und der „Alten Fahrt“ des Dortmund-Ems-Kanals profiliert der Lippeverband in den kommenden Monaten eine Flutmulde. Mit den zusätzlichen Flächen, in denen sich Flusswasser einstauen kann, verbessert der Wasserwirtschaftsverband den Hochwasserschutz und schafft die Grundlage für mehr Artenreichtum an der Lippe. Die Maßnahme im Rahmen des Programms „Lebendige Lippe“ beginnt Mitte November und soll bis Frühjahr 2022 abgeschlossen sein.

Flutmulden sind Geländesenkungen in Ufernähe. Hier kann sich Wasser bei hohen Wasserständen schadlos ausbreiten und längere Zeit einstauen. Um diesen Effekt zu nutzen, gräbt der Lippeverband neben der Brücke der „Alten Fahrt“ die Sohle der späteren Flutmulde um zwei Meter ab. Mehr als 20.000 Kubikmeter Bodenmaterial werden entfernt. Regelmäßig kann in diesem Bereich dann Wasser einströmen und bei sinkendem Wasserstand wieder abfließen. Mit zusätzlich angelegten kleinen Tümpeln schafft der Wasserwirtschaftsverband außerdem Lebensraum für Tierarten, die gerne an stehenden Gewässern in Flussnähe leben.

Die Böschungen der Flutmulde sollen durch unterschiedliche Neigungen „Extra-Wohnraum“ für Tiere bieten. Neben flachen, erosionsbeständigen Böschungen sind Steilufer mit senkrechten Abbruchkanten vorgesehen. Hier können sich Eisvögel und Uferschwalben ansiedeln, die als Höhlenbrüter auf solche naturbelassenen Uferkanten angewiesen sind.

Im Jahr 2018 hat der Lippeverband bereits im Rahmen des Programms „Lebendige Lippe“ den Mündungsbereich des Dattelner Mühlenbachs ökologisch verbessert. Auch das Ufer der Lippe wurde renaturiert, damit Tiere eine vielfältige Lebensgrundlage am Gewässer finden.

Hintergrund:

Was ist eine Flutmulde?
Flutmulden sind Senken im Gelände, die die Strömungsrichtung bei Überflutungen nachzeichnen. Das Wasser kann hier länger als in der übrigen Aue verweilen. Im Gegensatz zu den Stillgewässern haben Flutmulden eine geringere Wassertiefe und trocknen daher vor allem bei hohen Temperaturen teils vollständig aus.

Durch trockene, nasse und schlammige Bereiche ergibt sich ein strukturreicher Lebensraum für Amphibien und viele Vogelarten. Graureiher, Störche oder Flussregenpfeifer finden hier ein vielfältiges Nahrungsangebot aber auch Brut- und Rastplätze. Von Fischen werden die Flutmulden als Kinderstuben und Nahrungsraum genutzt.

Das Programm „Lebendige Lippe“
Der Lippeverband übernimmt im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen neben der allgemeinen Pflicht der Gewässerunterhaltung auch die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie an der Lippe. Hierzu hat das Land im Jahre 2013 das Programm „Lebendige Lippe“ für seinen Zuständigkeitsbereich aufgelegt, das der Lippeverband umsetzt. Neben der Fortsetzung bestehender Projekte wurden mehrere neue Projekte begonnen. Der Zuständigkeitsbereich des Lippeverbandes erstreckt sich von Lippborg über rund 147 Kilometer Flusslauf bis zur Mündung in den Rhein bei Wesel und umfasst etwa 110 Quadratkilometer Auenfläche. Das übergeordnete Ziel des Programms „Lebendige Lippe“ ist die langfristige Verbesserung und Wiederherstellung eines intakten Fluss-Auen-Ökosystems mit einer Erhaltung und Entwicklung von fluss- und auentypischen Strukturen und Lebensgemeinschaften. Für das Landesgewässer Lippe werden zu 100 Prozent Landesmittel eingesetzt.