Klimawandel: Schüler*innen erleben den natürlichen Weg des Regenwassers

Modellbau-Workshop für zehnte Klassen an der Hauptschule in der Welheimer Mark. Land und Emschergenossenschaft fördern Umweltbildung

Bottrop. Regenwasser ist eine wertvolle Ressource, viel zu schade für die Kanalisation. Ein anderer Umgang mit dieser Ressource kann sogar die negativen Folgen des Klimawandels in der Stadt wie Trockenheit und Hitze abmildern. Zehn Schüler der Hauptschule in der Welheimer Mark in Bottrop haben in einem Modellbau-Workshop etwas über den natürlichen Wasserkreislauf gelernt. Ein Angebot der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet, gefördert von Land und Emschergenossenschaft.

„Was passiert eigentlich mit Regenwasser, nachdem es vom Himmel gefallen ist?“ Diese Frage hat am Anfang des Workshops für Umweltbildung gestanden, an dem zehn Schüler der zehnten Klassen der Hauptschule in der Welheimer Mark teilgenommen haben. Erstmal ratloses Schulterzucken bei den Zehntklässler*innen, die sich – wie viele andere Menschen auch – noch keine Gedanken darüber gemacht haben. Es fließt in Gullys ab und ist damit verschwunden, überlegen die Schüler*innen dann. Ob das gut ist oder nicht und wie eine bessere Regenwasserbewirtschaftung aussieht: Damit haben sich die jungen Frauen und Männer in dem Workshop beschäftigt, den die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet in Kooperation mit der Stadt Bottrop durchgeführt hat.

Denn ein Beispiel dafür, wie es besser geht und der natürliche Wasserkreislauf gestärkt werden kann, gibt es an der Schule selbst beziehungsweise in direkter Nachbarschaft. Mit Fördermitteln der Emschergenosseschaft hat die Stadt Bottrop dort vor einigen Jahren ein Projekt zur Regenwasserabkopplung umgesetzt. Das bedeutet: Niederschlagswasser fließt vom Schuldach nicht mehr in eine Regenrinne, von dort aus in die Mischwasserkanalisation und dann in eine Kläranlage, sondern wird über eine offene Rinne in den angrenzenden Park Welheim abgeleitet und dort in einen Teich. Die Baumaßnahme, ein Baustein von mehreren zur naturnahen Regenwasserbewirtschaftung in diesem Areal, ist zwar für Bürger*innen und Schüler*innen zu erkennen, „aber nicht unbedingt zu erleben und zu verstehen“, sagt Verena Niehuis, Mitarbeiterin der Biologischen Station.

Gefährdungspotenzial von Starkregen minimieren
Also haben sich die Jugendlichen ganz handfest mit dem Thema auseinandergesetzt. Zusammen mit Modellbauer Stefan Zurawski haben sie die Landschaft modelliert und konnten so nicht nur theoretisch, sondern auch ganz praktisch nachvollziehen, wie ein natürlicher Wasserkreislauf funktioniert und naturnahes Regenwassermanagement diesen unterstützt. Regenwasser, das nicht in der Kanalisation verloren geht, lernten die Schüler, kann vor Ort versickern und damit ins Grundwasser übergehen. Es stärkt damit den Grundwasserkörper, dient der Bewässerung von Pflanzen oder kann verdunsten und damit zur Kühlung beitragen. Alles wichtige Effekte, um den negativen Folgen des Klimawandels in Stadtquartieren wie Dürre und Hitzeperioden entgegenzuwirken. Auch die vermehrt auftretenden Starkregenereignisse können so besser abgefangen werden, weil insgesamt die Kanalisation entlastet wird und es so weniger Rückstau und Überflutungen im Ernstfall gibt. Denn es gilt: Je mehr Speicherkapazitäten und Ablaufflächen es für Niederschlag gibt, desto geringer ist auch das Gefährdungspotenzial von Starkregen.

Bewusstsein schaffen für natürlichen Wasserkreislauf
Dafür ein Bewusstsein zu schaffen, ist das Ziel des Workshops zur Umweltbildung, der aus dem Fördertopf des Ruhrkonferenz-Projekts „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes NRW und mit Mitteln der Emschergenossenschaft gefördert worden ist. Unter dem Dach der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ setzen die Städte und der Wasserverband das Projekt zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels gemeinsam um. Die Region soll mit Baumaßnahmen wie Dach- und Fassadenbegrünung, Entsiegelung von Flächen, unterirdischen Speichern (Rigolen), Versickerungs- und Rückhalteflächen und Regenwasserabkopplung klimafest gemacht werden.

Den Schüler*innen hat die Beschäftigung mit dem Thema jedenfalls Spaß gemacht. Sie haben auch überlegt, wie denn der Garten oder Vorgarten zu Hause aussehen muss, damit viel Regenwasser versickern kann. Wenig Beton, wenig Steinflächen, da sind sie sich einig. Das von den Zehntklässler*nnen gebaute Modell soll dauerhaft in der Caféteria an der Aula der Hauptschule ausgestellt werden. Bei Bedarf kann es zu Demonstrationszecken auch in den angrenzenden Park getragen werden – für eine Unterrichtseinheit vor Ort.

Die Zukunftsinitiative
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das nach dem Genossenschaftsprinzip Aufgaben für das Gemeinwohl erbringt. Mit der 2014 gegründeten Zukunftsinitiative (ZI) „Wasser in der Stadt von morgen“ arbeitet die Emschergenossenschaft zusammen mit den Städten an einer wasserbewussten Stadt- und Raumentwicklung. Teil der Initiative ist das Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ der Ruhrkonferenz des Landes Nordrhein-Westfalen, an dem sich seit Anfang 2020 alle Wasserverbände und Kommunen der Region (RVR-Raum) beteiligen. Die ZI-Serviceorganisation bei der Emschergenossenschaft setzt mit den Städten Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels um. Für den klimafesten Umbau der Städte in den Grenzen des Regionalverbandes Ruhr (RVR) stehen bis 2030 rund 250 Millionen Euro zur Verfügung. Bis 2040 sollen 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt werden und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden. Stadterneuerung, Quartiersumbau, Wasserwirtschaft und Stadtnatur sind die Themenfelder der ZI-Serviceorganisation.

Die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet
Stadtbiotope und industriebedingte Biotope, Industriebrachen, Bergehalden und Bergesenkungen sind Arbeitsschwerpunkte der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet. Die BSWR erfasst die ballungsraumtypische Flora und Fauna und entwickelt Konzepte zum Erhalt und zur Entwicklung innerstädtischer Freiflächen und zum stadtübergreifenden Biotopverbund.

Des Weiteren entwickelt die BSWR viele Umweltbildungsprojekte und klärt die Öffentlichkeit über Naturschutz auf.