Kamen: Die versteckten Ostereier des Lippeverbandes…

Die zwei Faulbehälter der Kläranlage Körnebach sind eigentlich ei-förmig – und in der Erde eingegraben.

Kläranlage Kamen. Foto: Jochen Durchleuchter/EGLV

Kamen. Es ist wieder soweit: Die jährliche Suche nach schönen, bunten Ostereiern geht bald los. Wo die größten Ostereier in Kamen stehen, mag man…

Kamen. Es ist wieder soweit: Die jährliche Suche nach schönen, bunten Ostereiern geht bald los. Wo die größten Ostereier in Kamen stehen, mag man auf den ersten Blick gar nicht erkennen. Es sind die zwei Faulbehälter der Kläranlage Kamen-Körnebach des Lippeverbandes! Zwar erscheinen sie pyramidenförmig – unter der Schale sind sie je-och in Ei-Form gebaut und teilweise in der Erde eingegraben. Auf alten Fotos ist die ursprüngliche Form gut zu erkennen. Doch warum wurden die Faultürme überhaupt wie überdimensionierte Eier gebaut?

Der Lippeverband erklärt es: Die beiden Kamener „Ostereier“ haben jeweils ein Volumen von 3000 Kubikmetern und stammen beide aus dem Jahr 1998. Sie sind 22 Meter hoch, wobei sich davon 12 Meter unter der Erde befinden (!) und nur die oberen zehn Meter oberirdisch sichtbar sind.

Praktische ovale Form

Hauptsächlich wirtschaftliche Beweggründe führten zu der praktischen ovalen Form. Denn in Faultürmen wird der bei der Abwasserklärung gewonnene Klärschlamm erhitzt und umgewälzt, um den Faulprozess zu beschleunigen. Riesige Schraubenschaufler dienen dazu, eine Strömung von oben nach unten zu erzeugen.

Und hier erwies sich die Ei-Form als günstig, da nur ein einziger Schaufler benötigt wird (in einem Faulbehälter mit flachen Grund oft mehrere). In der typischen Ei-Form konnte diese Umwälzung eine gleichmäßige Temperaturverteilung erzeugen und Ablagerungen des Schlammes vermieden werden. Ähnlich funktioniert dies übrigens im Alltag beim Umrühren eines Kuchenteigs in einer Schüssel – die ist ja auch nicht eckig… Die Ei-Form ist zudem unempfindlich gegen Rissbildung bei Bergsenkungen, wie sie in der Region früher häufiger vorkamen. So konnte man zum Teil sehr große und hohe Faultürme bauen, ohne sie tief in die Erde einlassen zu müssen. Neben der oben genannten Einsparung von Maschinen wie dem Schaufler führte auch dies zu weiteren Kosteneinsparungen.

Nicht zu vergessen ist natürlich die Frage der Optik. In den 50-er Jahren hatte man die technischen Möglichkeiten, Schalungen für solche Formen zu planen und erfolgreich einzusetzen und so kam die Ei-Form in Mode. Heute geht es bei der Formwahl beim Bau eines neuen Faulturms auch um die Abmilderung des doch recht massiven Eingriffs ins Landschaftsbild.

Hintergrund:

Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte der Ingenieur Dr. Karl Imhoff für die Emschergenossenschaft (der bereits 1899 gegründete Schwesterverband des Lippeverbandes) den so genannten „Emscherbrunnen“: ein lang gestrecktes Becken, durch welches das Schmutzwasser langsam floss und sich Schwebstoffe und Schlämme absetzen konnten und in einen unterhalb liegenden Schlammbrunnen gelangten. Er experimentierte sowohl mit einer zylindrischen Form mit flachem Boden als auch mit einer Ei-Form und befand beide für gut. Zunächst entschied man sich für die einfacher zu bauende zylindrische Form mit flachem Boden, bevor in den 50-er Jahren des 20. Jahrhunderts die Ei-Form dazukam.