Im Pelkumer Feld kriegt die Boye nun die Kurve…

Bottrop/Gladbeck. Gemeinsam mit den Städten Bottrop und Gladbeck hat die Emschergenossenschaft am Mittwoch die frisch renaturierte Trasse der Boye im Pelkumer Feld westlich der…

Bottrop/Gladbeck. Gemeinsam mit den Städten Bottrop und Gladbeck hat die Emschergenossenschaft am Mittwoch die frisch renaturierte Trasse der Boye im Pelkumer Feld westlich der B 224 geflutet. In die Revitalisierung des Gewässers auf knapp einem Kilometer wurden 2,5 Millionen Euro investiert. Entstanden ist ein ökologischer Schwer-punkt, der die Bezeichnung Renaturierung wahrlich verdient.

Die Boye – sie gilt als der Grenzfluss zwischen den Emscher-Städten Bottrop und Gladbeck. Schnurgerade fließt sie, wurde sie doch über Jahrzehnte infolge der Industrialisierung als Kanal und „Köttelbecke“ gebraucht. Als ein offener Schmutzwasserlauf, dessen einzige Funktion die schnelle Entsorgung des Abwassers der beiden Kommunen war. „Doch dieses Kapitel gehört nun der Vergangenheit an, aktuell schreiben wir gemeinsam mit den beiden Mitgliedskommunen an einer neuen Geschichte für den einst geschundenen Fluss“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Im Zuge des Generationenprojekts Emscher-Umbau hat die Emschergenossenschaft die Boye in den vergangenen Jahren bereits vom Abwasser befreit und mit der ökologischen Verbesserung des Gewässers begonnen. „Und hierbei verlässt die einstige Köttelbecke ihr Betonkorsett und kriegt nicht nur sprichwörtlich die Kurve…“, fasst Dr. Emanuel Grün die Baumaßnahme in einem Satz zusammen.

Raum für Renaturierung

Im Pelkumer Feld unmittelbar westlich der B 224 hatte die Emschergenossenschaft den Platz, um der Boye mehr Raum zu verschaffen. Hier wurde sie auf einer Länge von knapp einem Kilometer nach Norden verlegt und naturnaher gestaltet. Rund 95.000 Tonnen Erde wurden ausgehoben und abgefahren. Entstanden ist ein ökologischer Schwerpunkt, der die Bezeichnung Renaturierung wahrlich verdient. Die Modellierung der neuen Trasse war im Sommer bereits abgeschlossen, im Bachbett stand bereits das Grund- und Regenwasser. Mit der Flutung am Mittwoch wird nun auch das Bachwasser durch die neue Boye geleitet.

Mit der Nordverlegung fließt die Boye in dem gefluteten Abschnitt nun auf Gladbecker Gebiet. „Die Boye-Renaturierung ist ein Gemeinschaftswerk, von dem beide Städte profitieren. Für uns als Stadt Bottrop ist der Emscher-Umbau ohnehin etwas ganz Besonderes, denn unsere Stadt ist ein Schwerpunkt und zentraler Schauplatz dieses einzigartigen Jahrhundertprojekts, das auch international große Beachtung findet“, sagt Bernd Tischler, Oberbürgermeister von Bottrop, mit Blick auf Projekte wie dem Abwasserkanal Emscher, der Kläranlage in der Welheimer Mark oder dem Pumpwerk Bottrop.

Ulrich Roland, Bürgermeister der Stadt Gladbeck, freut sich über den neuen Gewässerabschnitt. „Gladbeck ist eine der Emscher-Städte ohne eigenen Emscher-Abschnitt. Dennoch spielt der Emscher-Umbau für unsere städtebauliche Entwicklung eine große Rolle, denn auch Gladbeck war zwischenzeitlich einer der Schwerpunkte beim Emscher-Umbau: Linksseitig der Boye sind wir mit gleich vier Gewässern an den Fluss angebunden“, verweist Ulrich Roland auf die bereits renaturierten Läufe Hahnenbach, Haarbach, Nattbach und Wittringer Mühlenbach.

Rolands Hinweis zur städtebaulichen Entwicklung greift auch Uli Paetzel noch einmal auf: „Unser Emscher-Umbau ist weit mehr als nur Wasserwirtschaft, hier setzen wir eine städtebauliche Entwicklung um und tragen aktiv zum Klimaschutz bei. Mit der neuen Boye-Aue schaffen wir eine neue grün-blaue Infrastruktur, die mit ihren Pflanzen CO2 binden und mit ihren Wasserflächen für Abkühlung in Hitzemonaten sorgen kann.“ Der Emscher-Umbau, so Paetzel, beweise damit seinen Mehrwert-Effekt für Natur und Menschen.