Herzstück des Emscher-Umbaus pumpt ab 2021

Richtfest für das Pumpwerk Oberhausen. Gebäude ist innerhalb einer mehr als 40 Meter tiefen Baugrube entstanden

Oberhausen. Das zentrale Bauwerk des Emscher-Systems, der große Abwasserkanal Emscher (AKE), liegt bereits auf der kompletten Länge von 51 Kilometern zwischen Dortmund und Dinslaken. Das gesamte AKE-System wird Ende 2021 in Betrieb gehen, denn das wichtigste Element – das Pumpwerk Oberhausen – befindet sich aktuell noch in der Fertigstellung. Einen kleinen Meilenstein feierte die Emschergenossenschaft am Mittwoch mit dem Richtfest für das Pumpwerksgebäude.

„Unser Abwasserkanal Emscher ist die künftige abwassertechnische Hauptschlagader des neuen Emscher-Systems – und das Pumpwerk Oberhausen ist sein sprichwörtliches Herzstück. Gemeinsam werden sie die Emscher zu neuem Leben erwecken. Das heutige Richtfest ist ein weiterer wichtiger Meilenstein auf unserem Weg zur Abwasserfreiheit in der Emscher“, erklärt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, die Bedeutung des Bauwerks für das Gesamtprojekt Emscher-Umbau. Erst wenn das Pumpwerk Oberhausen Ende 2021 in Betrieb genommen wird, kann der AKE die gesamte Schmutzwasserfracht aus dem Emscher-Gebiet aufnehmen – die Grundvoraussetzung für die Revitalisierung der Emscher.

Mehrwert-Effekte des Emscher-Umbaus
Bereits abwasserfrei und fast vollständig renaturiert ist die Emscher in Dortmund. Ullrich Sierau, Oberbürgermeister von Dortmund und Ratsvorsitzender der Emschergenossenschaft, sagte am Mittwoch in Oberhausen: „Die Effekte des Emscher-Umbaus haben in Dortmund in vielen Stadtgebieten einen deutlichen Mehrwert erbracht und sind deutlich spürbar. Die Flussrenaturierung hat die Lebens-, Wohn- und Aufenthaltsqualität entlang des Gewässers erheblich verbessert. Das bietet einen Vorgeschmack auf das, was in den anderen Kommunen entlang der Emscher noch folgen wird.“

Worte, die Daniel Schranz als Oberbürgermeister von Oberhausen gerne hört. „Der Emscher-Umbau ist ein großer Gewinn für unsere Stadt. Wir freuen uns, dass wir mit dem Holtener Bruch einen der ökologischen Schwerpunkte des Neuen Emschertals erhalten, in denen sich die Emscher frei entfalten kann. Das Pumpwerksgebäude kann eine neue Landmarke in unserer Stadt werden. Wir sind stolz darauf, Teil dieses Jahrhundertvorhabens Emscher-Umbau zu sein“, so Schranz.

Entstanden ist das Pumpwerksgebäude innerhalb von vier Jahren inmitten einer gigantischen kreisrunden Baugrube: mehr als 40 Meter tief, genau so groß im Durchmesser. Es ist die tiefste Erdbaustelle der Emschergenossenschaft im Rahmen des Emscher-Umbaus. „Insgesamt sind zehn mächtige Pumpen nötig, um künftig das Abwasser in Deutschlands größtem Schmutzwasserpumpwerk aus einer Tiefe von rund 40 Metern zu heben – mit einer Maximalleistung von 16,5 Kubikmetern pro Sekunde!“, erklärt Dr. Emanuel Grün, Vorstandsmitglied für Technische Services und Wasserwirtschaft bei der Emschergenossenschaft.

Funktion der Pumpwerke
Wieso überhaupt Pumpwerke? Ganz simpel: Aufgrund des Gefälles von 1,5 Promille würde der Kanal Dinslaken ohne Pumpwerke in 80 Metern Tiefe erreichen – zu tief, um das Abwasser anschließend in die Kläranlage Emscher-Mündung im Städte-Dreieck Oberhausen, Duisburg und Dinslaken zu heben. Das Gefälle wird künftig stattdessen durch drei Pumpwerke ausgeglichen: in Gelsenkirchen, Bottrop und in Oberhausen. Ein 35 Kilometer langes Teilstück des AKE bis Bottrop inklusive der beiden Pumpwerke Gelsenkirchen und Bottrop ist bereits im September 2018 schrittweise an den Start gegangen.

In den Bau des AKE und der drei Pumpwerke investiert die Emschergenossenschaft mehr als eine Milliarde Euro. Das AKE-System ist die Voraussetzung für die Abwasserfreiheit in der Emscher, womit wiederum eine deutliche Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität an der Emscher einhergeht. „Nicht ohne Grund ist unser Emscher-Umbau eines der symbolträchtigsten Projekte im Rahmen des Strukturwandels und der Entwicklung unserer Region. Von Grau zu Blau – unser Flussumbau macht es möglich!“, sagt Prof. Paetzel.

Der Umbau der Emscher findet in Oberhausen übrigens nur einen Katzensprung entfernt von der Pumpwerksbaustelle statt: Im westlich gelegenen Holtener Bruch erstellt die Emschergenossenschaft aktuell eine neue Auenfläche für die Emscher. Der Deich wird an der Stelle zurückversetzt, der Fluss erhält in den kommenden Jahren neben einer neuen kurvenreicheren Trasse auch mehr Raum zum Ausufern. Ökologie, Städtebau und Hochwassermanagement gehen beim Emscher-Umbau Hand in Hand!

Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.

Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit den Emscher-Kommunen das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,38 Milliarden Euro investiert werden. www.eglv.de