Gemeinsam für mehr Artenvielfalt

Stadt, Lippeverband und Anwohnende pflanzen Streuobstwiese

Kamen. Insekten lieben sie als Nahrungsquelle, Spechtvögel bauen in ihren Stämmen Bruthöhlen und die Menschen erfreuen sich an ihrem guten Obst – drei von vielen Vorteilen einer Streuobstwiese. Kein Wunder, dass bei so vielen guten Gründen hier alle gemeinsam anpackten: In Kamen-Heeren-Werve haben die Stadt Kamen, der Lippeverband sowie engagierte Quartiersbewohnerinnen und -bewohner gemeinsam eine Streuobstwiese gepflanzt.

Zwölf hochstämmige Obstbäume – ein Mix aus Apfel, Birne, Kirsche und Zwetschge – stehen nun auf einer zirka 2.200 Quadratmeter großen Fläche des Lippeverbandes am Heerener Mühlbach (in der Nähe der Bergstraße). Den Anstoß für die Pflanzaktion gaben Anwohnerinnen und Anwohner, die auf den Lippeverband mit der Bitte um Anlegung einer Streuobstwiese zugegangen sind. „So viel Engagement der Bürgerinnen und Bürger für unsere Stadt finde ich wunderbar. Als Stadt Kamen unterstützen wir die Aktion gerne“, erklärt Bürgermeisterin Elke Kappen. Die Stadt hat die Obstbäume beschafft und wird für die nächsten drei Jahre zusammen mit den Quartiersbewohner*innen die Entwicklungspflege der Bäume übernehmen. Danach soll die Pflege von den Ehrenamtlichen übernommen werden.

„Der drastische, weltweite Rückgang der Artenvielfalt ist besorgniserregend. Wir als Wasserwirtschaftsverband wollen dieser negativen Entwicklung entgegenwirken und die Biodiversität an Gewässern und auf verbandseigenen Anlagen weiter stärken“, betont Dr. Dorothea Voss, Vorständin für Personal und Nachhaltigkeit des Lippeverbandes. Zahlreiche Streuobstwiesen und Blühstreifen, die gezielte Wiederansiedlung von selten gewordenen Fischarten oder die Renaturierung von Gewässern des Verbandes sind nur einige Beispiele für laufende Maßnahmen des Lippeverbandes.

Nicht nur die Natur profitiert von der Pflanzaktion, auch die engagierten Quartiersbewohner*innen wie Beate Siebert freuen sich sehr über die neue Aufenthaltsqualität am Wasser. „Wir langjährigen Stadtteilbewohner erinnern uns noch gut daran, wie der Mühlbach Abwasser mitführte. Damals hätte keiner gedacht, dass wir hier mal spazieren gehen, Rad fahren oder picknicken würden“, so Siebert. Mit der naturnahen Umgestaltung und Renaturierung des Heerener Mühlbachs hat der Lippeverband die Voraussetzungen geschaffen, dass die Quartiersbewohner*innen ‚ihren‘ Fluss nun als Erholungsort nutzen können. 2019 hat der Wasserwirtschaftsverband am Fluss bereits auf Bitte der Quartiersbewohner*innen zwei Bänke aufgestellt. 2021 folgte ein Lern- und Entdeckerort in der Nähe der neuen Streuobstwiese, der vom Lippeverband unter Mitwirkung der Quartiersbewohner*innen geplant und realisiert wurde.

Im Unterschied zur Obstplantage, in der kleinwüchsige, niederstämmige Obstpflanzen genutzt werden, stehen in einer Streuobstwiese hochstämmige und großkronige Obstbäume in weiträumigen Abständen. Schon deshalb ist diese Form des Obstanbaus wesentlich kostspieliger als in der Plantage. So haben die Flächen der Streuobstwiesen zwischen 1965 und 2010 in Deutschland und Europa um gut 70 Prozent abgenommen. Seit das Bewusstsein für Ökologie und Biodiversität steigt, sehen wieder mehr Menschen die Vorteile einer Streuobstwiese. Als Lebensraum für Insekten und Vögel sind Streuobstwiesen von großer Bedeutung. In einer Streuobstwiese können 5.000 Tierarten beheimatet sein bzw. ihre Nahrung finden. Insbesondere Insekten, aber auch für Frösche, Fledermäuse, Wiesel und natürlich Vögel bietet eine Streuobstwiese einen natürlichen Lebensraum. Streuobstwiesen werden von Vögeln gezielt in ihre Flugroutenplanung einbezogen und zur Nahrungssuche aufgesucht.

Der Lippeverband
Der Lippeverband ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Seine Aufgaben sind in erster Linie die Abwasserentsorgung und -reinigung, Hochwasserschutz durch Deiche und Pumpwerke und die Gewässerunterhaltung und -entwicklung. Dazu gehört auch die ökologische Verbesserung technisch ausgebauter Nebenläufe. Darüber hinaus kümmert sich der Lippeverband in enger Abstimmung mit dem Land NRW um die Renaturierung der Lippe. Dem Lippeverband gehören zurzeit 155 Kommunen und Unternehmen als Mitglieder an, die mit ihren Beiträgen die Verbandsaufgaben finanzieren. www.eglv.de