Emschergenossenschaft beprobt Sohle der Emscher in Castrop-Rauxel

Vorbereitende Maßnahme: Baugrunderkundung dient der späteren Renaturierung des Flusses

Castrop-Rauxel. Die Emschergenossenschaft führt aktuell in Vorbereitung der Renaturierung der Emscher in Castrop-Rauxel Baugrunderkundungen im Fluss durch. Dafür werden zurzeit mit einem Bagger Proben aus der Emscher genommen.

Die Probenahmen beschränken sich auf den vier Kilometer langen Abschnitt der Emscher zwischen dem Hochwasserrückhaltebecken Emscher-Auen in Ickern (an der Stadtgrenze zu Dortmund-Mengede) und dem Wasserkreuz in Henrichenburg. Im Rahmen der Probenahmen wird untersucht, in welchem Umfang sich im Laufe der Jahrzehnte Sedimente auf der Sohle der Emscher abgesetzt haben. Die Proben werden zirka alle 50 Meter genommen.

Die Emscher, der zentrale Fluss des Ruhrgebietes, war infolge der Industrialisierung über mehr als 150 Jahre lang als offener Schmutzwasserlauf gebraucht worden. Über sie wurde das Abwasser der Haushalte sowie der Industrie abgeführt. Aufgrund der durch den Kohleabbau bedingten Bergsenkungen in der Region konnten seinerzeit keine unterirdischen Abwasserkanäle gebaut werden, da diese sonst beschädigt worden wären. Erst mit der Nordwanderung des Bergbaus Ende der 1980er-Jahre und dem Abklingen der Bergsenkungen ergab sich die Möglichkeit für den Bau unterirdischer Abwasserkanäle im Einzugsbereich der Emscher.

1991 wurde die Befreiung der Emscher von ihrer Schmutzfracht beschlossen, im Februar 1992 startete schließlich das auf 30 Jahre angelegte Generationenprojekt Emscher-Umbau – Europas größtes Infrastrukturprojekt! Ende 2021, also noch innerhalb der geplanten Zeit von drei Jahrzehnten, war die Abwasserfreiheit in der Emscher erreicht. Dem vorausgegangen war der Bau von vier modernen Großkläranlagen in Dortmund, Bottrop, Duisburg und Dinslaken sowie die Verlegung von mehr als 430 Kilometern an neuen unterirdischen Abwasserkanälen – teilweise in Tiefenlagen von rund 40 Metern. Knapp 5,5 Milliarden Euro hat die Emschergenossenschaft in diesen Umbau der Emscher investiert. 

In zahlreichen Abschnitten, unter anderem im gesamten Dortmunder Raum, ist die Emscher bereits vollständig renaturiert – dort erinnert heute nichts mehr an das einstige Dasein als „Köttelbecke“. In Castrop-Rauxel steht die naturnahe Umgestaltung des tief eingeschnittenen Flusses noch bevor. Die aktuellen Baggerarbeiten zur Baugrunderkundung haben am Montag begonnen und sollen bis voraussichtlich Ende dieser Woche abgeschlossen sein. Bereits vor einigen Wochen hatte die Emschergenossenschaft schon einmal die Sohle der Emscher und die Böschungen in Ickern untersucht.

Emschergenossenschaft
Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de