Dem Zwergstichling mit DNA-Fingerabdruck auf die Schliche gekommen!

„Tag der Artenvielfalt“ am Sonntag, 22. Mai – Moderne, molekulare Methoden zeigen Fischbesiedlung in der neuen Emscher

Emscher-Region. Anhand einer Wasserprobe bestimmen, welche Lebewesen in Flüssen anzutreffen sind – was zunächst nach Zukunftsmusik klingt, ist durch die Untersuchung der sogenannten „Umwelt-DNA“ (eDNA von engl. environmental DNA) möglich. Die eDNA wird in geringen Mengen von Organismen in die Umwelt abgegeben. Dank der neuen Analysemethode konnte in der neuen Emscher sogar der Zwergstichling nachgewiesen werden – eine recht kleine Fischart, die sich im nun abwasserfreien Gewässer ihren alten Lebensraum zurückholt.

Im Rahmen des Generationenprojektes Emscher-Umbau wurde der Fluss nicht nur vom Abwasser befreit, zu dem wasserbaulichen Großprojekt gehörten bereits auch erste Renaturierungsmaßnahmen. Hierbei wurden abschnittsweise zahlreiche Gewässer der Natur zurückgegeben. Den bisherigen Erfolg der verschiedenen Maßnahmen an der neuen Emscher und ihrer Nebenläufe erfasst die Emschergenossenschaft anhand von Probenahmen entlang der Gewässerläufe. Neben den klassischen Methoden wie der „Elektrobefischung“ helfen inzwischen auch molekulare Untersuchungsmethoden bei der „Inventarisierung“ der Fische.

Unterstützt wird die Emschergenossenschaft dabei durch die Arbeitsgruppe „Aquatische Ökosystemforschung“ der Universität Duisburg-Essen. Unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Leese wird hier anhand der Analyse von Umwelt-DNA an verschiedenen Stellen untersucht, wie erfolgreich die Wiederbesiedlung der renaturierten Emscher verläuft. Und so funktioniert es: Alle Organismen geben ihr Erbgut, d.h. die DNA, in die Umwelt ab. Dies geschieht zum Beispiel über Hautpartikel, Schuppen, Schleim, Kot oder Urin. In Wasserproben weisen Fachleute dann mit modernen Untersuchungsmethoden diese artspezifische DNA aus der Umwelt nach. So bestimmen sie verschiedene Arten durch den Abgleich mit vorliegenden Erbinformationen und belegen das Vorkommen im Gewässer.

Neunstachliger und Dreistachliger Stichling
Die Ergebnisse sind beeindruckend, denn inzwischen leben in der Emscher nachweislich wieder zahlreiche Fischarten. Eine davon ist der schlanke, maximal sieben Zentimeter große „Zwergstichling“ oder auch „Neunstachliger Stichling“. Anders als sein etwas größerer Verwandter, der „Dreistachlige Stichling“, welcher vielen Menschen bekannt ist und den die meisten schon mal irgendwo beobachtet haben, ist der Zwergstichling (Pungitius pungitius) eher ein Unbekannter.

Das liegt an der heimlichen Lebensweise dieses Kleinfisches. Denn der eher scheue Einzelgänger hält sich bevorzugt in den flachen, pflanzenbewachsenen Gewässerbereichen auf. Selbst kleine Gräben mit nur wenigen Zentimetern Wasserstand werden von diesem Spezialisten besiedelt. Oftmals ist der Zwergstichling hier ohne Konkurrenz, denn die meisten Fischarten kommen mit solchen Bedingungen nicht oder nur schwer zurecht. Eine Strategie, die es dieser Fischart erlaubte, die Zeit der „Köttelbecken“ in abwasserfreien Neben- oder Oberläufen zu überleben.

Nun vergrößert sich mit dem Emscher-Umbau Meter um Meter sein Lebensraum und der Zwergstichling kehrt in seinen ehemaligen Lebensraum zurück. Das bestätigten auch die Molekular-Experten der Universität Duisburg-Essen, die die Umwelt-DNA des Fisches in verschiedenen Proben aus den bereits renaturierten Abschnitten der Emscher fanden.

Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz. www.eglv.de