Begrünte Fassaden und Dächer für die neue Hauptfeuerwache

Stadt Herne bekommt 1,6 Millionen Euro von Land und Emschergenossenschaft für Klimaanpassung

Herne. Dach- und Fassadenbegrünung, unterirdische Wasserspeicher und Abkopplung der Niederschlagsentwässerung von der Kanalisation: Beim Neubau der Hauptfeuer- und Rettungswache (HFRW) in Sodingen realisiert die Stadt Herne Maßnahmen zur Klimaanpassung, um Hitzebelastung und Starkregen-Risiken im Quartier zu dämpfen. Das Land Nordrhein-Westfalen und die Emschergenossenschaft fördern diese klimarobuste Stadtentwicklung mit rund 1,6 Millionen Euro.

Ende April 2024 wird der Spatenstich für den Neubau der Hauptfeuer- und Rettungswache am Florianweg 2 (ehemals Werkshallenstraße) erfolgen. Sie ersetzt die in die Jahre gekommene Wache an der Sodinger Straße und ist das bislang größte städtische Bauvorhaben. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 140 Millionen Euro.

Der Ortsteil Sodingen ist im Klimaanpassungskonzept der Stadt Herne als klimatisch besonders belastetes Gebiet ausgewiesen. Ein hoher Bebauungs- und Versiegelungsgrad sind Faktoren, die sich bei Extremwetter negativ auswirken. Starkregen, Hitze- und Dürrephasen nehmen aber in Folge des Klimawandels zu. „Wir sind als Stadt mit unserer zentralen Lage im Ruhrgebiet besonders betroffen und reagieren daher bereits jetzt auf die Klimaveränderungen“, sagt Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda. „Als Teil der Zukunftsinitiative Klima.Werk setzen wir uns daher gemeinsam mit der Emschergenossenschaft für eine wasserbewusste Stadtentwicklung ein. Für uns war daher klar, dass wir diese Aspekte auch beim Neubau der Hauptfeuer- und Rettungswache berücksichtigen. Als größte kommunale Investition hat sie für uns eine Vorbildfunktion.“

Ein Projekt mit Vorbildcharakter
Die geplanten Maßnahmen bei der Hauptfeuer- und Rettungswache sollen die Wärmebelastung am Tag und auch in der Nacht reduzieren, die Aufenthaltsqualität stärken und das Quartier Sodingen aufwerten. „Das Projekt hat Vorbildcharakter und zeigt anschaulich, was es bedeutet, das Schwammstadt-Prinzip zum Leitbild der Stadtplanung zu machen“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. „Es ist mir daher eine große Freude, den Zuwendungsbescheid in Höhe von 1,6 Millionen Euro zu überbringen.“ Rund 930.000 Euro fördert das NRW-Umweltministerium aus dem Förderprogramm „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“, die Emschergenossenschaft stockt auf den Gesamtbetrag auf, so dass für die Stadt Herne keine Baukosten für die Klimaanpassung anfallen.

Beim Schwammstadt-Konzept ist die Rolle des Regewassers zentral. Es soll nicht mehr zusammen mit Schmutzwasser aus Haushalten oder von anderen Flächen in die Kanalisation und zur Kläranlage abgeleitet werden, sondern vor Ort gespeichert, aufgefangen oder versickert werden. Diese naturnahe Regenwasserbewirtschaftung stärkt den natürlichen Wasserkreislauf und damit zum Beispiel Grundwasser oder Gewässer. Sie führt aber auch dazu, das Regenwasser verdunsten kann und so die Lufttemperatur kühlt oder zur Bewässerung von Pflanzen zur Verfügung steht.

20.000 Quadratmeter von der Kanalisation abkoppeln
Genau das wird bei der neuen HFRW umgesetzt: Rund 20.000 Quadratmeter Dach- und Grundstücksflächen werden von der Mischwasserkanalisation abgekoppelt. Rund 8.000 Quadratmeter Dachflächen und rund 300 Quadratmeter Fassade sollen begrünt werden. Im Bereich des Mitarbeiterparkplatzes sind klimaresiliente Baum- und Gehölzpflanzungen geplant, unterirdisch werden so genannte Rigolen verbaut. Das sind Wasserspeicher, die Niederschlagswasser auffangen, speichern und zur Bewässerung an die Bäume abgeben. Überschüssiges Wasser wird dem nahegelegenen Ostbach zugeleitet. Die Dachbegrünung wiederum bewirkt, zusammen mit der geplanten Fassadenbegrünung, durch Rückhalt von Regenwasser zusätzliche Verdunstung und somit Kühlung der Gebäude und des Umfeldes – ein positiver Effekt für das Stadtklima. Die Bewässerung der Fassadenbegrünung wird mit einer Zisterne sichergestellt, in der ebenfalls Regenwasser gesammelt wird. Zur Starkregenvorsorge wird auf dem Grundstück der HFRW außerdem ein unterirdischer Rückhalteraum geschaffen, der ein 100-jähriges Regenereignis zurückhalten kann. 

Je mehr Speicherkapazitäten und Ablaufflächen es für Niederschlag gibt, desto geringer ist das Gefährdungspotenzial von Stark- oder Dauerregen. Je mehr Grün und damit Verdunstungsflächen es gibt, desto besser funktionieren Kühlung und Frischluftzufuhr: Die Stadt Herne geht hier beim Nau der Feuerwache mit gutem Beispiel voran. 

Informationen zum Neubau der Hauptfeuer- und Rettungswache hat die Stadt Herne unter https://www.herne.de/hfrw/ gebündelt zusammengestellt. 

Die Zukunftsinitiative Klima.Werk
In der Zukunftsinitiative Klima.Werk arbeiten Emschergenossenschaft und Lippeverband gemeinsam mit Städten der Emscher-Lippe-Region an einer wasserbewussten Stadt- und Raumentwicklung, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und die Lebensqualität in den Quartieren zu steigern. Der grün-blaue Umbau startete 2005 mit der Zukunftsvereinbarung Regenwasser (ZVR) von Emschergenossenschaft, Emscher-Kommunen und dem Land NRW und entwickelte sich 2014 zur Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ weiter, jetzt Zukunftsinitiative Klima.Werk. Unter dem Dach des Klima.Werks wird das Ruhrkonferenz-Projekt „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt, an dem sich seit 2020 alle Wasserverbände der Region beteiligen. Die Förderkulisse des Projekts umfasst das Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (53 Städte und Gemeinden). In den klimafesten Wandel sollen bis 2030 rund 250 Millionen Euro investiert und in ausgewiesenen Gebieten 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt und die Verdunstungsrate um 10 Prozentpunkte gesteigert werden. Die Serviceorganisation der Zukunftsinitiative bei Emschergenossenschaft und Lippeverband setzt mit den Städten die Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung um. Weitere Informationen (auch zu Förderung von Projekten) auf www.klima-werk.de.