Glücksradtour 3:

Abkürzungen und Umwege (Castrop-Rauxel)

Rund um Castrop-Rauxel entstehen durch den Emscher-Umbau neue Flusslandschaften, die man auf dieser Tour genießen kann. Sie führt entlang von Auwäldern, über Felder und Hügel im Emscher-Bruch und teils über schmale Pfade. Damit ist diese Tour etwas anspruchsvoller. Aber wie so oft gilt: Ein bisschen Anstrengung lohnt sich und der Müsliriegel schmeckt gleich doppelt so gut! Die weiten Wasserflächen um den Hof Emscher-Auen locken Vogelfreund*innen und Spaziergänger*innen an. Der Deininghauser Bach kehrt zurück in die Stadt und wird zum Mitmachort. Und der Gewerbepark an der alten Zeche Erin zeigt, wie ein Ort der Arbeit gleichzeitig Genussort sein kann.

Im Grunde kennen wir es alle: Wenn die Gedanken sich mal im Kreis drehen oder nur so vorbeifliegen, hilft der berühmte Tapetenwechsel. Oder anders gesagt: Wir sollten uns gelegentlich eine Auszeit gönnen und dabei auch eine Extraportion Genuss. So viel (Selbst)Wertschätzung sollte unbedingt immer drin sein!

Das Spannende: Wenn wir so raus sind, aus dem Alltag, können wir auch auf uns selbst wie von außen schauen. Auf die aktuellen Baustellen in unserem Leben, aber auch auf die abgeschlossenen, die schon hinter uns liegen und oft gar nicht richtig gefeiert wurden. Oder auf die Vorhaben, die noch vor uns liegen, auf das, worauf wir uns freuen können. Wofür die Anstrengungen oder auch die Umwege sich lohnen. So bekommen wir oft ganz andere Perspektiven, finden wir neue Wege und Abkürzung oder fällt unser Blick wieder aufs Wesentliche.

Und unbedingt das Genießen nicht vergessen! Dafür machen wir auf dieser Tour auch den einen oder anderen Abstecher und kleine Übungen. Für eine der Übungen brauchen Sie eine Rosine (oder auch ein Stück Schokolade).

Abkürzung: Am Deininghauser Bach quer durch Castrop-Rauxel Zur Extra-Tour: AGORA Kulturzentrum und Schiffshebewerk Henrichenburg

Auf geht's zur Glücksradtour 3

Hof Emscher-Auen

Unter „Flussmanagement“ kann man sich als Laie eher wenig vorstellen. Vielleicht denkt man zuerst an Pumpwerke, Kläranlagen, Deiche oder Staustufen – was auch alles richtig ist. Aber einen Fluss zu managen heißt auch, Landschaft zu gestalten. Und warum sollte zum Beispiel ein für den Hochwasserschutz notwendiges Hochwasser-Rückhaltebecken nicht auch Naherholungsgebiet sein? So dachte auch die Emschergenossenschaft, als sie 2017 mit dem Hof Emscher-Auen einen neuen Ausflugsort im nördlichen Bogen des Flusses schuf.

Sieben Millionen Badewannen

Bei starken Regenfällen wird hier der Abfluss der Emscher verlangsamt und innerhalb der Rückhaltebecken aufgestaut. Diese sind übrigens die größten entlang der gesamten Emscher und haben ein Fassungsvermögen von zusammen 1,1 Millionen Kubikmeter – das entspricht ungefähr sieben Millionen Badewannen.

Mehr Infos zum Hof Emscher-Auen und den anderen drei Höfen die die Emschergenossenschaft zwischen Quelle und Mündung der Emscher entlang des Emscher-Wegs gemeinsam mit lokalen Partner*innen betreibt gibt’s hier.

Wasserkreuz

Hier ist getrennt, was getrennt gehört. Oben Schifffahrt, unten – bislang – Abwasser und künftig ein sauberer Fluss. Und zukünftig ein vielfältiger Natur- und Wasser-Erlebnis-Park (befindet sich derzeit im Bau).

Auch im Leben helfen uns hier und da bewusste Trennungen. Zum Beispiel Rituale, wenn man von der Arbeit nach Hause kommt: Zwei Minuten draußen auf die Bank setzen, um den Arbeitstag abzuschließen und im Feierabend anzukommen, oder beim Heimkommen die Kleidung wechseln.

Übung: Überlegen Sie doch mal, welche bewusst gezogenen Trennlinien Ihnen persönlich gut tun!

 

Kreuzung König Ludwig-Trasse/Emscher-Weg

Hier am Pöppinghauser Bogen ist die Emscher, wie an vielen Stellen, zurzeit im Umbau. Umwege sind die Folge, aber schon jetzt lässt sich an vielen Stellen erahnen, dass das Ergebnis die Mühen lohnt. Wie auch beim Umbau der König Ludwig-Trasse in einen 1A-Radweg.

Video Pöppinghauser Bogen (Umbau und Umwege)
Abkürzung am Deininghauser Bach entlang

Kurz hinter dem Wasserschloss Bladenhorst und der Bahnlinie können Sie dem Deininghauser Bach nach Castrop und bis zum Hof Emscher-Auen folgen. Die interessanten Orte unterwegs finden Sie hier.

Wichtiger Hinweis: Der „Schleichweg“ ist nach etwa der Hälfte des Weges (hinter der Brücke über die B 235) zu Beginn recht holprig und manchmal etwas zugewachsen.

Beweidung am Landwehrbach

Vielleicht haben Sie Glück und entdecken direkt vorne oder weiter hinten zwischen den Bäumen, vielleicht auch erst auf einer Runde um diese große Wiese mit ihren 21 Hektar: die fleißigen Landschaftspfleger mit Hörnern. Diese Rinder der alten Rasse „Rotes Höhenvieh“ finden hier seit kurzem wieder ein Stück Heimat. Und sie schaffen gleichzeitig durch das Abgrasen und Düngen des Bodens auch Heimat für viele weitere Pflanzen- und auch Tierarten. Tatsächlich werden die Rinder nicht zugefüttert, sondern ernähren sich ausschließlich von dem, was sie hier finden. So gehalten sind Kühe übrigens auch keine „Klimakiller“. Moderner Naturschutz und Landwirtschaft können ganz altmodisch daherkommen.

Im Bereich der Weide fließen der Börniger Bach und etwas weiter nördlich der Landwehrbach. Beide Gewässer werden in den nächsten Jahren durch die Emschergenossenschaft renaturiert. Dann ist für die Entwicklung der Bäche ein naturnahes und extensiv bewirtschaftetes Gewässerumfeld besonders wichtig.

Abstecher ins Roßbachtal

Achtung, hier muss man genau hinschauen, um das kleine Pättgen zu entdecken, das uns auf direktem Weg zum Naturschutzgebiet Langeloh bringt.

Video Kleiner Umweg ins Naturschutzgebiet Langeloh
Gewerbepark und Zeche Erin

Dass hier früher auch körperlich schwer gearbeitet wurde, bezeugen die Halden und der Förderturm der Zeche Erin. Und noch heute ist das Gelände Gewerbepark. Aber keine Spur von gesichtslosen Betonwänden und trostlosen Asphaltflächen – ein richtiger Park ist es, der auch zur Erholung einlädt.

Ein perfekter Ort für eine Genussübung. Genießen lässt sich nämlich üben. Dazu brauchen Sie eine Rosine und ein paar Minuten Zeit. Vorbereitung: Suchen Sie sich einen Ort, wo Sie entspannt sitzen können und setzen Sie sich.

Genussübung

Lesen Sie sich die folgenden 4 Schritte einmal durch und machen dann die Übung, ohne nochmals nachzulesen. Es ist nicht wichtig, dass Sie alles genau so machen, wie beschrieben. Es wird Ihnen leicht fallen, die Übung im Grunde so zu machen, wie sie gedacht ist. Wichtig ist nur, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz auf Ihre Wahrnehmung konzentrieren.

Fokus SEHEN
Legen Sie die Rosine auf Ihre Hand, betrachten Sie sie von allen Seiten. Nehmen Sie einfach wahr: die Farbe, die Form, die Oberfläche, das Licht.

Fokus FÜHLEN
Spüren Sie, wie sich die Rosine auf Ihrer Hand anfühlt: ihr Gewicht, die Temperatur.

Fokus GERUCH und GESCHMACK
Schließen Sie die Augen und öffnen Sie den Mund. Legen Sie die Rosine auf die Zunge, lassen Sie sie dort liegen und schließen Sie den Mund. Nehmen Sie wahr, was sich einstellt und was sich verändert: Der sich ausbreitende Geschmack und Geruch, das Gefühl der Rosine im Mund, die Konsistenz, die Temperatur. Bewegen Sie sie erst dann hin und wieder in Ihrem Mund. Halten Sie immer mal wieder inne und nehmen Sie die Veränderungen wahr.

Schöner Anstieg zur alten Zeche

Ein wenig wie ein Forstweg wirkt dieser Anstieg, dabei kommt man direkt aus der Stadt und steht auch oben wieder in einer hübschen Zechensiedlung, direkt am alten Hammerkopfturm am Schacht 3 der Zecke Erin. Die Mühe wird also gleich mehrfach belohnt – noch dazu, wenn man ein paar Meter weiter fährt, mit tollem Ausblick nach Norden ins Münsterland.

Mitmachkunst am Deininghauser Bach

„Gemeinsam für das Neue Emschertal“ heißt die Kooperation, in der die Emschergenossenschaft bisher unscheinbare Betriebsgebäude entlang der Emscher und Nebengewässer ein Gesicht geben will. Dabei haben Menschen aus verschiedenen Orten im Neuen Emschertal in Workshops und auf Stadtteilfesten gezeichnet, Geschichten aufgeschrieben, und bunte Bilder gemalt. Die Vorschläge wurden in bunte Gesamtbilder gefasst und von Schulklassen und Kunstgruppen auf früher tristen Fassaden gemalt, zum Beispiel hier in Deininghausen, aber auch in Dortmund-Dorstfeld, -Mengede oder Duisburg-Marxloh.

Brunosee im Naturschutzgebiet Beerenbruch

Das hier ist so ein Ort, der zum Verweilen einlädt. Und wie ist das in Ihrem Alltag? Welche Genussorte finden Sie da?

Wenn Sie mögen, dann teilen Sie sie mit uns auf Komoot. Oder behalten Sie sie gerne für sich. Nur: Tun Sie sich hin und wieder den Gefallen und suchen Sie sie auf.

Video Übung: Genussorte erkennen und aufsuchen

Abkürzung am Deininghauser Bach entlang

Rückkehr des Deininghauser Bachs

Wasser tut gut – was an heißen Tagen und gerade beim Radeln für den Körper gilt, trifft auch beim Stadtklima zu. Hier kann man das deutlich spüren: Bis in die 90er-Jahre war der Deininghauser Bach noch unter einer Betondecke versteckt, in Rohre gesperrt und spülte das Abwasser der Stadt fort. Seit der Internationalen Bauausstellung darf er sich als sauberes grün-blaues Band durch die Straße ziehen und bringt gleich eine frische Brise mit.

Schmaler Pfad zum Deininghauser Bach und zur Zeche Victoria

So ein Pfad, wo man sich immer mal wieder fragt „Geht’s hier wirklich weiter“? Die Antwort: Ja. Und es gibt auch einiges zu entdecken. Die Randvegetation wuchert teils aber schon etwas über den Weg. Im Spätsommer erschwert die Randvegetation die Durchfahrt etwas, meist kommt man aber gut durch.